Schufa: Kostenloser Einblick in eigene Bonität mit Bonify-App

Die Auskunftei Schufa setzt auf etwas mehr Transparenz: Nutzer können den Basis-Wert der eigenen Bonität jetzt über die App des Tochterdienstes Bonify abrufen.

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(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Verbraucherinnen und Verbraucher können ab sofort auf Wunsch kostenlos Einblick in die von der Schufa errechneten Daten zu ihrer Kreditwürdigkeit nehmen. Dafür muss man sich zuvor bei der App der Schufa-Tochter Bonify registriert haben. In der App lässt sich dann der sogenannte Basis-Score einsehen, den die Schufa ermittelt hat. Der Basis-Score ermögliche laut Schufa eine branchenübergreifende Einschätzung der eigenen Bonität.

Der Score hat die Form eines Prozentwerts, der die Wahrscheinlichkeit für die Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen angibt. In die Berechnung flössen alle Schufa-Branchenscores ein. Knapp 40 Prozent mache dabei der Score für Banken aus, da dieser der meistgenutzte sei. Der Basis-Score werde quartalsweise berechnet und diene auch nur der eigenen Einschätzung. Von einer Weitergabe, etwa an Vermieter, rät die Schufa ab.

Mit dem neuen Service suche man danach, "die Transparenz zu erhöhen und den Menschen künftig mehr Kontrolle über ihre Daten zu geben", sagte die Vorstandsvorsitzende der Schufa Holding AG, Tanja Birkholz, laut Bericht der Nachrichtenagentur dpa. Als nächsten Schritt kündigte Birkholz an, dass noch in diesem Jahr über Bonify Einblick in die Daten genommen werden könne, die in die Bonitätsberechnung einfließen.

Zur Registrierung bei Bonify werden zwei Wege angeboten: Zum einen ist es möglich, sich mit Personalausweis über ein Identverfahren des Anbieters IDNow anzumelden. Die andere Option ist die Registrierung mit dem eigenen Bankkonto. In diesem Fall gibt man Bonify dann auch 90 Tage lang Einblick in Kontodaten. So könne man dann auch "Produkte von bonify zum Management der eigenen Finanzen nutzen", erklärte die Schufa. Nach 90 Tagen ende der Zugriff auf das Konto automatisch, gemäß der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Die bietet auch den gesetzlichen Rahmen für solche Kontozugriffe durch externe Dienstleister.

Die Schufa habe bei der Registrierung mit Konto aber keinen Zugriff auf die Daten, betonte die Auskunftei. Bonify bleibe auch als 100-prozentige-Tochter der Schufa ein eigenständiges Unternehmen und sei damit ein "geschützter Raum". Schufa-Chefin Birkholz betonte: "Ohne explizite Einwilligung fließen keine Daten von der Schufa zu Bonify und umgekehrt." Die Schufa hatte Ende 2022 die Forteil GmbH übernommen, die die Bonify-App betreibt.

Schufa-Kritiker wie die Vereine Open Schufa und Finanzwende halten von diesem Kontoeinblick gar nichts. In einer Petition sprich etwa Finanzwende davon, dass die Schufa mit der Aussicht auf bessere Kreditwürdigkeit Verbraucher dazu verführe, sensible Kontoinformationen zu liefern. Das sei ein "trojanisches Pferd". "Die Schufa könnte Menschen künftig dank zusätzlicher Kontoinformationen noch intensiver durchleuchten und würde damit mächtiger", beklagt Finanzwende. Echte Transparenz wäre es, würde die Schufa den Algorithmus zur Berechnung der Bonitätsscores offenlegen.

Für 2024 kündigte die Schufa noch weitere Features für Bonify an. Die App solle zu einem "persönlichen Datencockpit" werden, in dem man Einflüsse auf seinen Score simulieren könne. So könnten Nutzer etwa durchspielen, wie ein Ratenkredit oder die Kündigung einer Kreditkarte den Score beeinflussten. Laut Schufa sei das "ein weiterer Schritt für mehr Transparenz, welche Faktoren den persönlichen Score konkret wie beeinflussen."

Abgesehen von der Bonify-App kann man bei der Schufa aber auch eine kostenlose Übersicht nach Art. 15 der DSGVO darüber bestellen, welche Informationen die Auskunftei über die eigene Person gespeichert hat. Diese Datenkopie wird dann per Post zugestellt. Darüber hinaus wirbt das Unternehmen für verschiedene Abonnements, die etwa tagesaktuelle Bonitätsauskünfte bieten.

Banken, Versandhändler, Mobilfunkunternehmen oder Energieversorger erkundigen sich bei privaten Auskunfteien wie der Schufa nach der Kreditwürdigkeit ihrer Kundschaft. Berechnet wird der Score anhand von Finanzdaten, die die Schufa von ihren etwa 10.000 Vertragspartnern erhält. Auf Basis dieser Daten gibt die Schufa eine Einschätzung ab, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Verbraucherin oder ein Verbraucher Zahlungsverpflichtungen erfüllt. Nach eigenen Angaben verfügt die Schufa aktuell über Daten zu 68 Millionen Menschen in Deutschland.

Update

Informationen über kostenlose Bestellmöglichkeit einer Datenkopie im Text ergänzt.

(axk)