Bundesnetzagentur will niedrigere Stromgebühren für Windkraftregionen

Klaus Müller macht Hoffnung, dass Regionen, welche die Energiewende mit Windkraft vorantreiben, bei den Netzentgelten zukünftig entlastet werden könnten.

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(Bild: Andrey_Popov/Shutterstock.com)

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Niedrigere Gebühren für Regionen mit viel Windkraft? Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller hat hierfür eine Strompreisreform angekündigt. Laut einem Interview in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) liege im Bundestag ein Gesetzentwurf, der die Bundesnetzagentur autorisieren würde, "faire Netzentgelte" einzuführen. Sobald das Gesetz verabschiedet sei, wolle die Bundesnetzagentur (BNetzA) einen Vorschlag für die Reform machen.

Wie Müller erklärte, müsse der Ausbau mit erneuerbaren Energien belohnt und in dieser Hinsicht aktive Regionen nicht noch zusätzlich belastet werden. Von einer Neuregelung würde demnach insbesondere der Norden Deutschlands und andere Regionen profitieren, die sich dem Ausbau der Erneuerbaren zugewandt haben.

Protest gegen eine Neuordnung der Netzentgelte und die Einführung von verschiedenen Strompreiszonen ist aus Süddeutschland und vor allem aus Bayern bekannt, das vergleichsweise kaum Windkraftausbau vorangetrieben hat. Müller erklärte gegenüber der NOZ: "In der Tat werden Regionen, die besonders auf Windkraft setzen, finanziell besonders stark belastet. Ich treffe keinen Energieminister in den Bundesländern, der dieses historisch gewachsene System noch gutheißt. Schließlich sind auch Regionen in Süddeutschland betroffen, in denen viele Windräder aufgestellt und ans Netz angeschlossen werden."

Den aktuellen Frust der Menschen in Windkraftregionen könne Müller verstehen und sieht gute Chancen für den Gesetzentwurf im Bundestag. "Sobald das Gesetz verabschiedet ist, werden wir einen Vorschlag für die Reform machen. Mein Eindruck ist, dass die Energieminister aller Bundesländer dahinterstehen. Denn es liegt auf der Hand, dass wir den Erneuerbaren-Ausbau belohnen sollten."

Klar sei auch, dass der "Ausbau von Wind-, Solar- und Biomasseanlagen samt der Netze deutlich beschleunigt werden muss". Das heiße, dass die Hürden für Genehmigung und Bau weiter gesenkt werden müssten und dazu müsse auch "der Denkmal- und Naturschutz beitragen".

Würden kommunale Behörden, Länder und die Bundesebene mehr Tempo machen, rechne sich dies in "Cent und Euro". Wegen des bisher unzureichenden Stromnetzeausbaus, wie etwa dem verschleppten Bau der Südlink-Stromtrasse, entstünden "seit Jahren Milliarden Euro an völlig unsinnigen Kosten für Bürger und Unternehmen." Hier sei noch viel zu tun.

Teuer ist etwa der sogenannte "Redispatch": Zeitweise müssen teure Kraftwerke im Süden laufen, weil billiger Windstrom aus dem Norden mangels Kapazität nicht in den Süden transportiert werden kann. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beziffert die Gesamtkosten des "Engpassmanagements" im deutschen Stromnetz für das Jahr 2021 auf knapp 2,3 Milliarden Euro, davon 590 Millionen für den Redispatch. Der Großteil dieser Redispatch-Kosten entfiel laut BDEW auf das Gebiet des Netzbetreibers Tennet in Bayern.

Gut aufgestellt sieht Müller den Aufbau des Wasserstoff-Kernnetzes. Für die benötigten Kraftwerke werden nach seiner Aussage bald die Ausschreibungen kommen. Die EU habe grünes Licht für die Kraftwerkstrategie aus dem Bundeswirtschaftsministerium gegeben. "Sobald wir mit überschüssigem Strom Wasserstoff produzieren und diesen weiterleiten, bekommen wir das noch ungelöste Speicherproblem besser in den Griff", so Müller.

(kbe)