Sechs Monate Cell Broadcast: Deutschlandweit schon 175 Warnungen abgesetzt

Das Warnsystem Cell Broadcast ist jetzt seit einem halben Jahr in Deutschland im Einsatz. Regional werden die Warnungen ganz unterschiedlich häufig benutzt.

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Warnhinweis auf Smartphone

Eine Warnung per Cell Broadcast

(Bild: Vodafone)

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Ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme des Warnsystems Cell Broadcast im deutschen Mobilfunk wurden darüber schon 175 Warnungen abgesetzt. Mitgezählt werden dabei auch Probealarme. Das teilte Vodafone der Nachrichtenagentur dpa mit. "Das neue System funktioniert in unserem Netz sehr zuverlässig", erklärte demnach Tanja Richter, die Netzwerkchefin des Providers. Bislang laufe alles technisch reibungslos, bestätigt Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Am 14. September ist als Test ein weiterer Warntag geplant, um 11:00 Uhr sollen alle kompatiblen Geräte eine Nachricht bekommen. Er folgt auf den Warntag vom 8. Dezember 2022. Laut Vodafone dürften diesmal bundesweit über 50 Millionen Geräte klingeln.

Regional wird Cell Broadcast laut Vodafone ziemlich unterschiedlich genutzt. Die meisten Warnungen über das System gab es demnach mit 39 im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Es folgen Rheinland-Pfalz (34), Niedersachsen (20) und Hessen (19), im zweitbevölkerungsreichsten Bundesland Bayern gab es dagegen lediglich 15 solcher Nachrichten. In Baden-Württemberg wurde das Warnsystem sogar nur fünf Mal ausgelöst, hier und im Nachbarland ging es vor allem um Warnungen bei Großbränden, hinzu kamen hier und auch im Rest der Republik Hinweise bei Funden von Weltkriegsbomben und Unwetterwarnungen. In Rheinland-Pfalz gab es sogar Hinweise nach einem Gefahrgutunfall und wegen verschmutzten Trinkwassers. Kein Warnung gab es bislang in Bremen.

Hinweise über Cell Broadcast setzen die zuständigen Lagezentren der Bundesländer sowie die Leitstellen der Landkreise und kreisfreien Städte ab. Sie legen dafür ein Gebiet fest, für das die Hinweise gelten und übermitteln die Informationen an die Mobilfunkbetreiber. Die leiten die Nachrichten in ihre Netze, wo sie von der jeweiligen Mobilfunkantenne wie ein Rundfunksignal an alle in die Funkzelle eingebuchten Geräte geschickt und von diesen empfangen werden, wenn die technischen Voraussetzungen dafür vorliegen. Unter Umständen müssen die Einstellungen dafür angepasst werden. Sind die Geräte angeschaltet und empfangsbereit, klingeln sie. Cell Broadcast ergänzt die bestehende Infrastruktur aus Sirenen, Rundfunk, TV oder Apps.

Dass das System so unterschiedlich genutzt wird, war erst vor wenigen Tagen sichtbar geworden. Trotz schweren Unwettern mit Überschwemmungen ganzer Straßenzüge hatte sich die Stadt Nürnberg bewusst gegen Warnhinweise über Cell Broadcast entschieden, aus Sorge vor zu vielen Notrufen und vor dem Hintergrund einer großen Belastung des Mobilfunknetzes. Anderswo wurde Cell Broadcast dagegen durchaus auch bei Unwettern eingesetzt, beispielsweise einen Tag vor dem Sturm in Nürnberg bei einem heftigen Gewitter in Brandenburg/Havel. In Niedersachsen wurde mehrfach vor Stürmen gewarnt, auch in Hessen gab es einen Fall. Anlass für die Einführung der Technik war außerdem die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten.

(mho)