Details zu den neuen Windows Activation Technologies für Windows 7

Microsoft will im Kampf gegen den nicht-lizenzierten Einsatz von Windows 7 demnächst ein neues Update verteilen – selbstverständlich nur, um die ehrlichen Kunden vor Schadsoftware, Viren und Trojanern zu schützen.

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Von
  • Axel Vahldiek

Wie angekündigt will Microsoft in den nächsten Tagen ein neues Update für Windows 7 für die "Windows Activation Technologies" (WAT) bereitstellen, bislang als "Windows Genuine Advantage" (WGA) bekannt. Nun nennt der Konzern weitere Details dazu: Ist das Update installiert, soll es über 70 verschiedene Exploits, mit denen sich die Aktivierung von Windows 7 umgehen lässt, erkennen und deaktivieren. Zudem sollen später ähnlich wie bei einem Virenscanner weitere Kennungen nachgeladen werden, um neu entdeckte Exploits erkennen und entfernen zu können.

Das Update wird zuerst für die Windows-7-Versionen Home Premium, Professional, Ultimate und Enterprise bereitgestellt, soll aber auch unter Starter und Home Basic laufen. Am 16. Februar soll es auf Microsofts Raubkopien-sind-böse-Website veröffentlicht werden, einen Tag später dann im Download-Center. Ende dieses Monats soll es dann als automatisches Update angeboten werden, über den Update-Katalog lässt sich auch in die Windows Server Update Services (WSUS) importieren.

Die Installation des Updates soll freiwillig sein, zudem lässt sich das Update jederzeit deaktivieren. Wenn es einen Aktivierungsexploit entdeckt, wird der Desktop-Hintergrund schwarz, und es erscheinen in regelmäßigen Abständen Hinweise. Außerdem verweigert das Download-Center das Herunterladen von zusätzlichen Programmen wie Microsofts Virenscanner Security Essentials – solche Downloads setzen wie gehabt eine erfolgreiche Überprüfung des Produktschlüssels voraus.

Das Update nimmt regelmäßig Kontakt mit Servern bei Microsoft auf, der Konzern versichert jedoch, dass dabei keine persönlichen oder anderen Informationen übertragen werden, die Microsoft verwenden könnte, um den Nutzer zu identifizieren.

Microsoft weist ausdrücklich darauf hin, dass Windows 7 auch bei einem Scheitern der Überprüfung komplett weiterläuft, man kann also problemlos sämtliche Anwendungen starten und auf alle Dateien zugreifen. Das gleiche Verhalten zeigt Windows 7 derzeit auch bereits, wenn die Aktivierungsfrist von 30 Tagen abgelaufen ist.

Dass Windows 7 (anders als seine Vorgänger) auch dann relativ problemlos weiterläuft, wenn Microsoft den Produktschlüssel für geklaut hält, dürfte mit Kundenprotesten in der Vergangenheit zu tun haben. Mehrfach hatten Microsofts Aktivierungsserver irrtümlich mitunter Tausende von Windows-Installationen für illegal erklärt. Sogar Klagen musste Microsoft wegen der WGA-Prüfungen über sich ergehen lassen, bislang konnten diese aber nichts erreichen.

Mit dem neuen Update will Microsoft die Kunden vor "Schadsoftware, Viren und Trojanern schützen". Der Konzern verweist auf eine Studie, der zufolge "32 Prozent von über 500 Varianten der im Umlauf befindlichen Windows-7-Raubkopien und Windows Aktivierungsexploits gefährliche Software enthalten". Die Studie (PDF-Datei) ist von Microsoft gesponsert.

Die wahren Gründe für die Veröffentlichung des Updates dürften woanders liegen: Es geht ums Geldverdienen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Microsoft von Windows XP nicht allzu viele Retail-Lizenzen (also Voll-, Upgrade- oder System-Builder-Lizenzen) verkauft hat, sondern nur im OEM- und Großkundengeschäft nach Kräften verdiente. Auf vielen heimischen Rechnern liefen nicht-lizenzierte Versionen, die mit Volumenlizenzschlüsseln installiert wurden, bei denen bei XP keine Aktivierung erforderlich war. Seit Vista müssen nun sämtliche Versionen aktiviert werden, was dafür gesorgt haben dürfte, dass deutlich mehr Einzelplatzversionen verkauft werden – offenbar ist der Aufwand, die Aktivierung zu hacken, vielen Nutzern schlicht zu hoch. Und diese Hürde will Microsoft mit dem Update noch höher legen. Schon in der Vergangenheit wurde die WGA-Prüfung deshalb immer wieder verschärft. (axv)