Netzwerke für Spamjäger

Gestritten wurde in Brüssel noch einmal kräftig darüber, ob per Opt-out die Mailfluten überhaupt einzudämmen sind.

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Von
  • Monika Ermert

Am Ende der OECD-Konferenz gestern in Brüssel waren sich alle in einem einig: Die internationale Zusammenarbeit beim Thema Spam muss verbessert werden. Die Europäische Kommission will laut Bernd Langeheine, Direktor Communication Services, ein Kontaktnetzwerk aus Ansprechpartnern in den Mitgliedsländern aufbauen.

Auf beiden Seiten des Atlantiks wird unterdessen an gesetzlichen Regelungen für länderübergreifende Verfolgung gearbeitet. Kommission, FTC, nationale Behörden und Verbraucherschutzverbände forderten die OECD auf, an einem gemeinsamen Rahmen für den Kampf gegen Spam zu arbeiten. Anti-Spam-Maßnahmen dürften nicht nur auf ISPs und Verbraucher abgewälzt werden.

Gestritten wurde in Brüssel noch einmal kräftig darüber, ob per Opt-out die Mailfluten überhaupt einzudämmen sind. "Würde nur ein Prozent aller US-Unternehmen Opt-out spielen, bräuchten Unternehmen in Europa einen Mitarbeiter, der nichts anderes tut als sich bei den werbenden Unternehmen aus der Liste auszutragen, sagte George Mills von der European Coalition against Spam (EuroCAUCE).

FTC-Vertreter Hugh Stephenson sagte dagegen: "Es gibt im Bereich Spam keinen Mangel an Zielen, auf die man sich erst einmal gemeinsam stürzen könne." Philippe Gerard von der Europäischen Kommission sagte dagegen: "Die Kommission will nicht nur betrügerische E-Mails verfolgt sehen." Gelassen beurteilte Lindsay Burton vom australischen National Office for the Information Economy (NOIE) das Opt-in-Opt-out-Schisma: "Die Harmonisierung der Gesetze erleichtert die Sache. Notwendig ist sie aber nicht." Selbst auf der Basis unterschiedlicher Gesetze könnten Spammer hart angegangen werden, wenn der Wille dazu da sei.

Als Beispiel für bilaterale Zusammenarbeit präsentierte Burton ein Memorandum of Understanding (MoU) mit den Kollegen der Korean Internet Security Agency (KISA). KISA verfolgt zwar seinerseits nur ein Opt-out-Regime, demzufolge Werbung auf koreanisch und -- für Ausländer per @-Zeichen im Titel -- gekennzeichnet werden soll. Allerdings sind laut Gesetz empfindliche Geldbußen von bis zu 25.000 Euro vorgesehen. Als Land mit hoher DSL-Verbreitung gilt Korea unter anderem auch als Mekka für Spammer bei der Suche nach leicht zu knackenden Servern.

Auch Japans Mobilfunkbetreiber können ein Lied von Spam singen. Laut Zahlen, die Keiichiro Seki vom Ministry for Public Management, Home Affairs, Post and Telecommunication für bei der OECD-Spam-Konferenz vorstellte, gehen rund 90 Prozent aller Spams in Japan aufs Handy. Betreiber wie NTT DoCoMo haben nicht nur die Zahl der Mails beschränkt, die von iMode-Accounts versandt werden dürfen und allein im Dezember rund 2000 Anschlüsse gesperrt. Inzwischen ist auch der Versand von E-Mails von PCs auf Handys nur noch eingeschränkt möglich. Bevor die Carrier reagiert haben, hätten die Spammassen die Mail-Gateways regelrecht in die Knie gezwungen, berichtete Seiko und gab Kollegen und Regierungsvertretern aus Europa und den USA damit einen Vorgeschmack auf die nächste Spamgeneration. Vertreter aus Japan und Korea rieten bei der OECD-Konferenz daher dringend zu einer verbesserten Zusammenarbeit auch jenseits der Opt-in Opt-out-Auseinandersetzung.

Mit dem weiteren Anwachsen von Spam wächst übrigens auch die Zahl der Anti-Spam-Konferenzen. Nach der OECD lädt Ende Februar das amerikanische National Institute of Standards and Technology (NIST) zu einem Workshop über Anti-Spam-Technologie, die ITU kündigte eine Anti-Spam-Tagung für Ende Mai (31.5.-2.6.) an, und die OECD plant schon jetzt für eine weitere Spam-Konferenz in Korea. (Monika Ermert)/ (tol)