EU-Studie: Anstieg von Desinformationskampagnen auf Social Media

Einer Studie der EU-Kommission zufolge leistet der Abbau von Sicherheitsstandards auf Social-Media-Plattformen Desinformation und Fake-News Vorschub.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen

(Bild: Svetlana Turchenick/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven Scharpe

Die EU-Kommission hat eine Studie mit dem Titel "Gesetz über digitale Dienste: Anwendung des Risikomanagementrahmens auf russische Desinformationskampagnen" vorgestellt. Demnach hat Russland auf den großen Social-Media-Plattformen seine Desinformationskampagnen mithilfe kremlfreundlicher Konten zwischen Januar und Mai 2023 ausgebaut. Über alle Social-Media-Plattformen hinweg soll das durchschnittliche Engagement dabei um 22 Prozent angestiegen sein.

Als eines der Hauptprobleme sehen die Verfasser der Studie X, ehemals Twitter. Während Twitter ursprünglich Kreml-nahe Konten einschränkte, wurden nach der Übernahme die Reglementierungen aufgehoben. In der Folge stieg das Engagement um 36 Prozent an. Als "Kreml-nahe Konten" werten die Autoren dabei sowohl offizielle Kanäle der russischen Regierung, Accounts von Regierungsangestellten als auch von staatlichen Medien.

Die Autoren merken zudem an, dass sich X mittlerweile aus dem verschärften Verhaltenskodex für Desinformation verabschiedet hat, den 2022 alle großen Plattformen – mit Ausnahme von Telegram – unterzeichnet haben. Besser mache es laut Studie Facebook: Auf der Plattform wird der Verhaltenskodex umgesetzt, wodurch das Engagement um 20 Prozent zurückgegangen sein soll. Für die angegebenen Daten wurden über einen Zeitraum von fast einem Jahr russische Desinformationskampagnen auf allen wichtigen Plattformen in mehr als zehn europäischen Ländern ausgewertet.

Insgesamt betrachtet die EU-Kommission die Versuche, Reichweite und Einfluss der vom Kreml unterstützten Desinformation zu verringern, aber als gescheitert. Keine der Plattformen habe Richtlinien eingeführt, die sich auf alle vom Kreml betriebenen Konten beziehen. Darüber hinaus würden grundsätzlich plattformübergreifende, koordinierte Kampagnen ignoriert. Die Antwort der EU auf diese anhaltende Problematik ist der Digital Services Act. Während der Verhaltenskodex für Desinformation noch auf die Freiwilligkeit der Unternehmen setzte, ist der 2023 in Kraft getretene DSA eine für alle geltende Verordnung. Die Autoren merken zudem an, dass die großen Social-Media-Plattformen allesamt gegen den DSA verstoßen hätten, wenn dieser bereits gültig gewesen wäre.

(sve)