Verdeckte Karten im Zukunftsshop

Die Metro-Handelskette, Betreiber des Rheinberger Extra Future Store, weckt Verbrauchermisstrauen durch indiskrete RFID-Chips.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Die Metro-Handelskette, Betreiber des Rheinberger Extra Future Store, weckt Verbrauchermisstrauen durch indiskrete RFID-Chips. Noch am vergangenen Samstag wollte das Unternehmen sein kundenfreundliches Verhalten demonstrieren, indem es Katherine Albrecht, Gründerin der Verbraucherschutzorganisation CASPIAN, und Aktivisten des Bielefelder FoeBud durch den Laden der Zukunft führte und unter anderem darüber aufklären wollte, wie gut die Kunden im Geschäft über Nutzen und Risiken der verwendeten Radio-Etiketten informiert werden. So war vor Ort zu lernen, die in den Chips gespeicherten Informationen seien nicht mit Personendaten zu verknüpfen; außerdem ließen sich die klugen Schildchen am Ladenausgang deaktivieren, indem man ihre Daten mit Nullen überschreibt.

Allerdings zeigte sich schon in Rheinberg, dass "aus technischen Gründen" ausgerechnet die individuelle Seriennummer des Etiketts, mit der sich dieses bei jedem späteren Ladenbesuch wiedererkennen lässt, den "De-Activator" gänzlich unbeschadet übersteht. Auch die Anonymität der Produkt-Tags erscheint nach der Rheinberger Veranstaltung mehr denn je als Illusion. Die Chip-bewehrte Kundenkarte des Future Store ermöglicht nämlich nicht nur die eindeutige Assoziation des Kartenbesitzers mit allen gekauften RFID-markierten Artikeln, sie tut es auch ohne jede Vorwarnung durch die Metro.

Das Entsetzen der FoeBud-Anhänger wird spätestens auf der Webseite des Vereins verständlich: Nachdem die Aktivisten in den Geschäftsbedingungen über den Gebrauch der Payback-Karte keinerlei Hinweise auf die RFID-Daten entdeckten, fragten sie bei der Metro nach entsprechenden Informationen. Die ausweichende Antwort, Hinweise auf die RFID-Karten gäbe es ja immerhin am DVD-Regal des Supermarkts, will die Metro mit zugeschickten Beweisfotos untermauern. Irritierend nur, dass genau diese Schilder offenbar erst nachträglich angebracht wurden, ganz zu schweigen davon, dass das DVD-Regal wohl kaum als der geeignete Ort erscheint, Kunden über die Bedeutung ihrer zuvor akzeptierten Rabattkarte aufzuklären.

Als der FoeBud die genannten Ungereimtheiten veröffentlichte, war der Metro-Sprecher Albrecht von Truchseß nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. Man darf gespannt sein, wie er die Beobachtungen der Bielefelder Skeptiker erklären kann. (hps)