Neues Bezahlmodell: Unity schließt nach Morddrohung zwei Büros

Unity hat vorübergehend zwei seiner Büros in den USA geschlossen. Nach der Ankündigung des umstrittenen neuen Bezahlmodells habe man eine Morddrohung erhalten.

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(Bild: Unity)

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Der Engine-Entwickler Unity hat zwei US-Büros in Austin und San Francisco aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen. Das bestätigte das Unternehmen der US-Zeitung Bloomberg. Es sei eine glaubhafte Morddrohung eingegangen.

Die Pause des Bürobetriebs soll die Sicherheit der Angestellten gewährleisten, sagte ein Sprecher gegenüber Bloomberg. Ein internes Townhall-Meeting soll außerdem abgesagt worden sein. Unity hat etwa 8000 Angestellte und betreibt zahlreiche weitere Büros in den USA, Europa und Asien.

Die Büros bleiben bis inklusive Freitag geschlossen, berichtet Bloomberg. Unity hat Anfang der Woche um seinen CEO John Riccitiello ein umstrittenes neues Bezahlmodell eingeführt. In der Entwicklerbranche kommt diese Änderung ausgesprochen schlecht an. Viele Entwicklerstudios befürchten Pleiten und melden Bedenken um das Tracking von Nutzern und die langfristige Erhaltung von Videospielen an.

Unity sieht sich dementsprechend seit Tagen massiver Kritik ausgesetzt, hat bisher aber keine Anstalten gemacht, die geplanten Änderungen zurückzunehmen. Kern des Geschäftsmodells ist eine Gebühr pro Installation: Jedes Mal, wenn ein Unity-Spiel ab einer gewissen Erfolgsgrenze installiert wird, müssen die Entwickler 20 Cent an Unity zahlen.

Diese Regelung soll ab dem 1. Januar 2024 umgesetzt werden. Besonders kritisch: Sie soll auch für alle bereits veröffentlichten Unity-Spiele gelten. Entwickler bereits veröffentlichter Unity-Spiele müssen zwar nicht rückwirkend für alle bisherigen Installationen zahlen, wohl aber für künftige Installationen ab dem 1. Januar – obwohl sie einem solchen Geschäftsmodell nie zugestimmt haben.

Viele kleine und große Entwicklerstudios haben sich daher in öffentlichen Schreiben an Unity gewandt, um den Entwickler der gerade bei Indie-Spielen beliebten Engine zum Einlenken zu bewegen. Das neue Bezahlmodell verletze das Vertrauen zahlreicher Studios, schreibt etwa der Entwickler des Erfolgsspiels "Slay the Spire". "Wir haben bisher nie ein öffentliches Statement abgegeben", richtet sich das Studio an Unity. "Das zeigt, wie sehr ihr es verkackt habt".

Fällig würde die Unity-Gebühr nur bei den erfolgreicheren Titeln auf Basis der Engine. Erst, wenn eine Stufe von 200.000 US-Dollar Umsatz und mindestens 200.000 Installationen erreicht wird, müssen Entwickler die Gebühr bei künftigen Installationen zahlen. Für Installationen über Spieleabos wie den Game Pass soll der Betreiber des Abonnements zahlen, nicht der Entwickler des Spiels. Was Anbieter wie Microsoft und Sony davon halten, ist nicht überliefert.

Update

Die Polizei von San Francisco teilt laut The Verge mittlerweile mit, Unity habe einen eigenen Mitarbeiter als Urheber der Drohung angegeben, die in den sozialen Medien aufgetaucht sei. Die Person befinde sich in einem anderen US-Bundesstaat. Man arbeite mit den dortigen Behörden zusammen.

(dahe)