MWC: Windows Mobile bekommt den Zune-Look

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Steve Ballmer die lang erwartete Version 7 von Windows Mobile vorgestellt. Das nun Windows Phone 7 getaufte Betriebssystem kommt mit einer komplett neuen Oberfläche und Multitouch.

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Noch läuft der erste Tag der Mobilfunkmesse Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, da zeichnet sich bereits der erste Trend ab: Die Branche entdeckt den Kunden. Der Handybesitzer steht im Zentrum der Aufmerksamkeit von Software und Hardware-Anbietern; er soll sich möglichst unkompliziert und individuell mit seinem Handy durch reale und virtuelle Welten bewegen können. Microsoft macht da keine Ausnahme: Auch bei Windows Phone 7, der lang erwarteten und längst überfälligen nächste Generation von Windows Mobile, dreht sich alles um den User.

Der Startscreen von "Windows Phone 7 Series" mixt Infos zu eingehenden Nachrichten mit News aus sozialen Netzwerken.

"In einem Marktumfeld, in dem sich die Hersteller immer mehr angleichen und Anwendungen komplexer werden, haben wir uns mit Windows Phone 7 vollkommen auf die Bedürfnisse unserer Kunde konzentriert", erklärte ein heiserer Steve Ballmer am Montag in Barcelona. "Man muss kein Informatikstudium mehr absolviert haben, um die Geräte zu bedienen", ergänzt Andreas Krieg von Microsoft Deutschland. Die Aufgabe für Windows Phone 7 sei gewesen, sich "von unserer eigenen Vergangenheit" sowie dem Wettbewerb zu unterscheiden, meinte der Microsoft-CEO.

Unter der komplett überholten Benutzeroberfläche integriert Microsoft verschiedene Dienste, darunter eigene wie den Mediaplayer Zune und das Xbox-Live-Netz, aber auch Web-2.0-Plattformen wie Facebook. Nach dem halbherzigen Schritt von Windows Mobile 6 auf 6.5 soll das mobile Windows in Version 7 – jetzt Windows Phone genannt – nun endlich auch auf Smartphones mit großformatigen, kapazitiven Multitouchscreens Spaß machen. Die Oberfläche wurde erneut komplett überarbeitet und hat nun einen Startbildschirm mit Anwendungs-Icons und Widgets in einem Kachelmuster, die bei Microsoft "Live Tiles" heißen und eingehende Nachrichten sowie Fotos und Nachrichten aus Webdiensten zeigen.

Ein Adressbuch für alles: Die Kontakte-Liste integriert Profilseiten und News von Facebook & Co.

Optisch orientiert sich Windows Phone 7 stark an Microsofts MP3-Spieler Zune, samt dünner weißer Schrift auf dunklem Hintergrund. Die Anwendungsübersicht teilt Microsoft in sechs Bereiche, Hubs genannt, ein. Unter "People" führt das Smartphone Kontaktdetails und Neuigkeiten aus dem Adressbuch und sozialen Netzwerken zusammen und integriert sie in einem Adressbuch. Der Fotobetrachter "Photos" soll das Veröffentlichen von Bildern auf Webdiensten vereinfachen, im Hub "Games" integriert Microsofts seinen Spielservice Xbox live und bringt die Xbox-live-Spiele auf die Smartphone-Plattform. Den Musik- und Videoplayer hat Microsoft weitgehend vom Zune übernommen, dessen Synchronisationssoftware soll künftig auch Musik, Videos und Fotos mit dem PC abgleichen. Der Office-Bereich vereint Office Mobile, SharePoint, OneNote und den Mailclient.

Die ersten Smartphones mit Windows Phone 7 Series sollen laut Ballmer zum Ende des Jahres erhältlich sein. Als Partner, die Smartphones mit Windows Phone ausliefern wollen, nannte Microsoft HTC, LG, Samsung, Toshiba und Garmin-Asus. Den Herstellern macht Microsoft dabei striktere Vorgaben für die Hardware. Der taiwanische Hersteller HTC hat parallel bereits eine Reihe von Windows-Phones angekündigt, weitere dürften folgen.

Microsoft hatte bei Smartphones zuletzt unter dem Druck von Konkurrenten wie BlackBerry und iPhone an Boden verloren. Microsofts Marktanteil bei Smartphones rutschte laut Marktforschern unter zehn Prozent, während es vor einigen Jahren noch 25 Prozent waren. Mit Windows Phone 7 will Redmond hier wieder Boden gut machen. "Wir hoffen, die 7 ist unsere Glücksnummer", sagte Ballmer im Hinblick auf den Erfolg der neuesten Version des Desktop-Windows. (acb)