Kernfusion: Bayern plant "bayerisches Ökosystem zur Kernfusion"

Bayern soll weiter Pionier bei neuen Energien sein, meint die Staatsregierung des Landes. Sie hat dazu nun einen Plan vorgelegt.

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Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz in Garching. Der erste deutsche Atomreaktor wurde 1957 in Betrieb genommen.

(Bild: TU München)

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In Bayern soll ein "Ökosystem zur Kernfusion" entstehen. Die bayerische Staatsregierung hat dazu am Donnerstag in Garching nahe München einen Masterplan vorgestellt. Bayern sei schon immer "Pionier bei neuer Energie" gewesen, deshalb unternehme die Landesregierung alles, um regenerative Energieträger auszubauen.

"Wir wollen aber auch übermorgen führend sein", steht in dem Masterplan zur Förderung der Kernfusion und neuartiger Kerntechnologien (PDF). "Deshalb berufen wir eine hochkarätige Expertenkommission, gründen einen Bavarian Fusion Cluster, stärken die Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, legen ein Förderprogramm auf und ergreifen die Initiative für eine nationale Gesamtstrategie für Kernfusion."

Das sind zusammengefasst die wesentlichen Punkte des Masterplans. Eine Expertenkommission soll ein Konzept erstellen, Empfehlungen entwickeln, wie fusionsrelevante Kompetenzen an Forschungseinrichtungen und -kooperationen aufgebaut und gestärkt werden können, und die Regierung beraten.

Im zweiten Schritt soll eine Austausch- und Vernetzungsplattform zur Stärkung der Grundlagenforschung zu Kernfusionstechnologien namens "Bavarian Fusion Cluster" entstehen. Der Cluster soll technologieoffen darauf hinarbeiten, ein in Bayern Demonstrationskraftwerk zu bauen, die Kernfusion zu kommerzialisieren und dabei auch international zu kooperieren.

An den Hochschulen sollen die Kompetenzen für die Entwicklung von neuen Techniken der Energiegewinnung ausgebaut werden. Zuerst will die Staatsregierung an bayerischen Hochschulen sechs neue Lehrstühle einrichten, hinzukommen sollen bis zu zwanzig Nachwuchsforschergruppen, und zwar in folgenden Bereichen: Plasmaphysik, Lasertechnologie, Fertigungstechnologien und Fügeverfahren, Werkstoffforschung und Materialcharakterisierung, Tritium-Forschung sowie spezifische Anwendungen der Künstlichen Intelligenz und des High-Performance-Computing oder der Robotik, etwa für Fernwartungsaufgaben. Zum Zuge kommen sollen dabei die Hochschulen, die die besten Rahmenbedingungen für das betreffende Forschungsfeld bieten.

Dazu soll ein bayerisches Fusionsförderprogramm aufgelegt werden, dessen finanziellen Umfang die Regierung noch nicht bezifferte. Gefördert werden sollen ein Netzwerk rund um das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), öffentlich-private Partnerschaften und Start-ups, die in der Fusionstechnologie aktiv sind.

Die Bundesregierung hatte in diesem Monat bekannt gegeben, die Mittel für die Forschungsförderung im Bereich Kernfusion aufstocken zu wollen. Bayern vermisst hier aber eine "kohärente Gesamtstrategie", in der sämtliche Initiativen abgestimmt und koordiniert werden. Der Bund müsse schnell über eine Plasma-Fusionsanlage in Garching entscheiden, als Nachfolger des Tokamaks ASDEX Upgrade. Hier seien bis zu einer Milliarde Euro für acht bis zehn Jahre nötig. Auch müsse eine Hochleistungslaseranlage aufgebaut werden, um die Grundlagenforschung im Bereich der Laserphysik zu stärken und damit die Voraussetzung für die Errichtung einer Laserfusionsanlage zu schaffen.

(anw)