Unity: CEO John Riccitiello legt Amt nieder

Unity-CEO John Riccitiello verlässt das Unternehmen. Zuvor war eine Reform des Geschäftsmodells der Spiele-Engine am Widerstand aus der Community gescheitert.

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Unity-Chef John Riccitiello legt sein Amt nieder: Der bisherige CEO und Präsident ist nicht mehr beim Unternehmen tätig, teilte der Engine-Hersteller in der Nacht zum Dienstag mit. Der frühere Red-Hat- und IBM-Manager Jim Whitehurst soll seine Position auf Interimsbasis übernehmen, während Unity einen langfristigen Ersatz für Riccitiello sucht.

Der Rücktritt Riccitiellos folgt kurz auf die weitgehend gescheiterte Einführung eines neuen Finanzierungsmodells: Unity hatte Mitte September seine neue sogenannte "Runtime Fee" vorgestellt. Sie sah vor, dass alle Entwickler in der Unity-Engine ab einem bestimmten Erfolgsmeilenstein 20 Cent pro Installation ihres Spiels zahlen sollten. Entwicklerstudios liefen gegen dieses geplante Bezahlmodell Sturm. Sie wiesen etwa darauf hin, dass die Gebühr negative Auswirkungen auf Abo-Titel und die langfristige Erhaltung von Videospielen haben könnte. Auch gezielte Troll-Installationen und Tracking von Spielern wurden befürchtet.

Nach massivem Druck aus der Entwickler-Community sah sich Unity gezwungen, sich teilweise von diesem Geschäftsmodell zu verabschieden. Ende September stellte Unity einen Kompromissvorschlag vor, der viele der Kritikpunkte der ersten Fassung ausräumen soll. Wichtig vor allem: Bereits veröffentlichte Spiele und Titel, die sich aktuell in Entwicklung befinden, sollen von der strittigen Installationsgebühr befreit werden. Spiele, die mit Unitys Gratis-Stufe Unity Personal entwickelt wurden, sollen zudem grundsätzlich von der Runtime Fee ausgenommen werden. Unity Personal kann man für Spiele verwenden, die innerhalb von 12 Monaten bis zu 100.000 US-Dollar Umsatz machen. Diese Grenze hebt Unity im Rahmen des neuen Modells auf 200.000 US-Dollar an.

Auch vielen Studios in anderen Unity-Abos soll die Gebühr erspart werden: Erst ab einem Jahresumsatz von einer Million US-Dollar wird die neue Runtime Fee fällig, schreibt Whitten. Damit bestätigt Unity, dass kleinere Studios von den Gebühren praktisch ausgenommen sein werden. Trotz der Kompromisslösung hat das Ansehen der Engine Unity in der Gaming-Community Schaden genommen. Mehrere Entwicklerstudios haben sich öffentlich dazu verpflichtet, künftig keine Spiele in der Unity-Engine mehr entwickeln zu wollen.

Riccitiello war seit 2014 als CEO von Unity tätig. Viele Spiele-Fans kennen den US-Amerikaner zudem aus seiner Zeit als Chef von Electronic Arts, wo er von 1997 bis 2004 und von 2007 bis 2013 tätig war. "Es war ein Privileg, Unity fast ein Jahrzehnt lang zu leiten und unseren Mitarbeitern, Kunden, Entwicklern und Partnern zu dienen, die alle maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens beigetragen haben", lässt sich Riccitiello in der Unity-Mitteilung zitieren. "Ich freue mich darauf, Unity bei diesem Übergang zu unterstützen und den zukünftigen Erfolg des Unternehmens zu verfolgen."

(dahe)