Gema-Tarife bringen Weihnachtsmärkte in die Bredouille

Weihnachtsmärkte streiten sich mit der Gema über Geld. Manch Weihnachtsmarkt verzichtet in diesem Jahr auf Chöre und regionale Musikgruppen.

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Braunschweiger Weihnachtsmarkt

(Bild: Braunschweig Stadtmarketing GmbH / Philipp Ziebart)

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Auf manchen Weihnachtsmärkten in Deutschland könnte es dieses Jahr merklich stiller werden. Einige von ihnen klagen, dass die Gebühren für die Musiknutzung exorbitant gestiegen seien, die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (BCSD) verhandelt daher laut dpa mit der Verwertungsgesellschaft Gema. Über den Inhalt sei Stillschweigen vereinbart worden, eine Lösung noch für die anstehende Weihnachtsmarktsaison sei eher nicht wahrscheinlich.

Bereits vor knapp zwölf Jahren, nachdem der Bundesgerichtshof die Berechnungsgrundlage der Gema für Musikaufführungen während Freiluftveranstaltungen bestätigte, befürchteten Schausteller erhebliche Zusatzkosten. Nun will die BCSD eine bessere Definition für die verschiedenen Tarife der Gema erreichen. Derzeit werden je nachdem, ob für ein Fest der Veranstaltungscharakter festgestellt wird, verschiedene Flächen für die Berechnung der Gebühren herangezogen. Darüber hinaus hält die BCSD die derzeitigen Tarife der Gema ohnehin für nicht angemessen – und schlägt ermäßigte Tarife für kulturelle Veranstaltungen wie Stadtfeste vor.

Die Gema hält dem entgegen, dass der kulturelle Aspekt von Stadtfesten bereits in den Tarifen berücksichtigt werde. Allerdings habe letztlich jedes Stadtfest auch einen Veranstaltungscharakter, da es immer auch einen wirtschaftlichen Aspekt gebe.

Rund 18.000 Euro mehr verlangt die Gema laut Stadtmarketing in Braunschweig. Das entspreche einer Kostensteigerung um das Fünffache. Zudem betrage die Forderung weit mehr als die Musikgruppen selbst bekommen. Der Preis für Braunschweig soll in diesem Jahr anhand der gesamten Veranstaltungsfläche berechnet werden – anders als in den vergangenen Jahren, in denen nur Auftritts- und Publikumsflächen betrachtet wurden.

Laut Gema sind bundesweit etwa 35 Städte von deutlichen Preiserhöhungen betroffen. An den Tarifen und Gebühren habe sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren dabei gar nichts geändert. "Wir haben im vergangenen Jahr nur einfach mal die angegebenen Flächen nachgemessen", sagte eine Sprecherin. Bei etwa 3350 ausgestellten Rechnungen habe es in etwa 25 Prozent der Fälle Abweichungen gegeben, mal im Bereich um die 10 Euro, mal um die 40.000 Euro.

Die Musik an den einzelnen Buden ist von dem Streit nicht betroffen. Für die dort abgespielte Musik schließen die Schausteller eigene Verträge mit der Gema. Gar nicht betroffen sind Märkte wie der in Bremen, da es dort keine Gesamtbeschallung gibt und auch keine Auftritte. Anders sah es beispielsweise im vergangenen September mit dem Wurstmarkt im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim aus, für den die Gema eine Rechnung von 55.000 Euro präsentierte. Der SWR berichtet auch, in Kaiserslautern werde überlegt, das Musikprogramm für den kommenden Weihnachtsmarkt zu reduzieren. Ins Geld gehen könnten "moderne Weihnachtsklassiker" wie "Last Christmas" der britischen Musikgruppe Wham.

In Hameln ist das Leid der Braunschweiger schon länger bekannt. Dort wurde bereits vor einigen Jahr aus ähnlichen Gründen die Hintergrundbeschallung abgeschafft. Musikauftritte, auch von Kindergärten und Schulen, würden nur noch an wenigen Tagen stattfinden. Anders sieht es beispielsweise in Goslar aus. Dort laufe seit vielen Jahren auf nahezu allen Flächen Musik, sodass auch stets nahezu die gesamte Veranstaltungsfläche berechnet wurde.

(anw)