Tel Aviv aus OpenStreetMap gelöscht: Wiederherstellung schwieriger als gedacht

Unbekannte haben Kartendaten zu Tel Aviv aus OpenStreetMap gelöscht. Trotz rascher Gegenmaßnahmen ist der Vandalismus noch nicht wieder behoben.

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Karte mit erheblichen Falschdarstellungen

Die aktuelle OSM-Karte von Tel Aviv-Jaffa

(Bild: OpenStreetMap)

Lesezeit: 3 Min.

Auch mehr als eine Woche nachdem es Unbekannten gelungen war, Teile der israelischen Karte in OpenStreetMap zu löschen, sind die Spuren des Vandalismus immer noch sichtbar. In der Karte der israelischen Hafenstadt Tel Aviv-Jaffa fallen vor allem an der Küste große Bereiche mit offensichtlichen Fehlern auf. Im Rest der Stadt finden sich ebenfalls falsche Daten, wenn man hineinzoomt. Die Schäden an dem Datensatz schreibt das israelische Magazin CTech "antiisraelischen Aktivisten" zu, die versucht hätten, die Stadt vollständig aus dem offenen Kartenprojekt zu löschen.

Laut CTech hat der Vandalismus in dem Kartendienst am 21. Oktober begonnen, also genau zwei Wochen nach dem Terrorangriff der Hamas auf israelische Zivilisten. Ein neu angelegter Account hatte damit begonnen, fast alle Daten zu Tel Aviv aus OSM zu entfernen. "Es gibt kein Land namens Israel und Palästina wird befreit werden", habe der unbekannte Nutzer dazu erklärt. Zwar sei der Nutzer rasch gesperrt und darauf hingewiesen worden, dass seine Aktionen bedeutungslos, weil leicht rückgängig zu machen seien, aber das war wohl zu optimistisch. Informationen aus der OSM-Community zufolge werden die Aufräumarbeiten auch dadurch erschwert, dass einzelne Änderungen per Hand korrigiert wurden und es bei der Koordination hakt.

Dass solch weitreichende Änderungen überhaupt von Accounts vorgenommen werden können, die gerade erst angelegt wurden, wird auch intern bei OSM kritisiert. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass diese Art von Vandalismus bereits im Zuge des Kriegs in der Ukraine beobachtet wird und es trotzdem noch kein richtiges Gegenmittel gibt. Im Fall der Löschungen in Israel wurden inzwischen mehrere Accounts identifiziert, die Daten entfernt haben, bei der Wiederherstellung treten aber immer wieder Probleme auf. Nachdem aber zwischenzeitlich die komplette Stadt Tel Aviv entfernt worden war, sind die übrig gebliebenen Fehler vergleichsweise minimal.

OSM ist eine quelloffene Alternative zu kommerziell betriebenen Kartendiensten wie Google Maps. Die Inhalte stammen in erster Linie von Freiwilligen, vor allem auch nach Naturkatastrophen zeigt sich immer wieder, wie schnell auf diesem Weg umfassende Kartenwerke entstehen können. Teilweise enthält OSM aber auch andere offene Daten, so sind Geodaten von US-Behörden in OpenStreetMap eingeflossen. Genutzt werden die frei verfügbaren Daten etwa von der kostenlosen Navigationsapp Maps.me, aber auch in vielen anderen Diensten ist das Kartenmaterial abrufbar. Wann die Schäden an der Darstellung von Tel Aviv-Jaffa behoben sind, ist gegenwärtig nicht absehbar.

(mho)