Software-Fehler verursachte US-Stromausfall 2003

Ein Softwarefehler eines Managementsystems zur Überwachung und Steuerung von Stromnetzen beim Erzeuger FirstEnergy soll schuld am Blackout im August 2003 sein.

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Von
  • Daniel Bachfeld

Acht Staaten im Nordosten der USA und Teile Kanadas blieben im August des vergangenen Jahres für fünf Tage ohne Strom. Insgesamt waren 50 Millionen Menschen betroffen. Schuld am Blackout war nach Angaben von SecurityFocus ein Softwarefehler des Managementsystems zur Überwachung und Steuerung von Stromnetzen beim Erzeuger FirstEnergy.

Das betroffene System XA/21 stammt von General Electric und ist bei Erzeugern weit verbreitet. Der Fehler wurde nach einem mehrwöchigen intensiven Code-Audit gefunden und soll bisher nur beim großen Blackout aufgetreten sein. Nach Angaben des Sprechers von FirstEnergy löste eine besondere Kombination von Ereignissen und Alarmen den Fehler aus, woraufhin das System seinen Dienst einstellte. Der kurz darauf einspringende Backup-Server versagte ebenfalls, da er mit der Zahl der bereits aufgelaufenen, aber nicht verarbeiteten Meldungen überfordert war.

In der Folge nahm das System auflaufende Alarme nicht mehr entgegen und meldete sie nicht an das Bedienpersonal weiter. Hinzu kam, dass den Betreibern nicht einmal auffiel, dass ihr System bereits versagt hatte. Eine Stunde lang soll die Kontrollstation veraltete Daten angezeigt haben. Bei auftretenden Störungen blieb zwangsläufig die Reaktion aus.

Normalerweise koppelt ein Stromerzeuger sein Netz bei größeren Ausfällen von den anderen Stromnetzen ab, um weitere Schäden durch Überlast zu vermeiden. Somit bleibt ein Problem regional begrenzt. Da die Alarme aber nicht registiert wurden, reagierten die Operatoren nicht.

FirstEnergy will nun seine XA/21-Systeme gegen die Produkte eines Wettbewerbers austauschen. Das North American Electric Reliability Council (NERC) hat eine Richtlinie herausgegeben, in der Maßnahmen beschrieben sind, Vorfälle wie am 14. August zu vermeiden. Unter anderem wird darin FirstEnergy aufgefordert, bis zum Austausch ihrer System alle notwendigen Patches für XA/21 zu installieren.

Da sich der Zeitpunkt des Blackouts und der Ausbruch des Wurms Lovsan/Blaster überschnitten, gab es Vermutungen, der Wurm könnte den Ausfall verursacht haben. Auch warnte das CERT/CC Anfang August davor, dass Lovsan Unix-Systeme mit Distributed Computing Environment (DCE) angreift und zum Absturz bringen kann. XA/21 ist ein EMS/SCADA-System (Supervisory Control and Data Acquisition), das auf Unix mit X-Windows basiert. Sicherheitslücken gibt es hier reichlich. Somit kann zukünftig nicht ausgeschlossen werden, dass Würmer, die den Weg in ein Kontrollzentrum gefunden haben, solche Systeme beeinflussen können.

Siehe dazu auch: (dab)