Die Woche: Moblin + Maemo = MeeGo

Während Android und LiMo von großen Industriekonsortien vorangetrieben werden, entwickelten Nokia und Intel ihre mobilen Linux-Plattformen Maemo und Moblin quasi im Alleingang – bis jetzt. Nun haben sich die beiden Einzelgänger zusammengetan und ihr neues Kind MeeGo getauft.

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Bei der Entwicklung ihrer mobilen Linux-Plattformen beharrten Nokia und Intel lange auf ihrer Unabhängigkeit. Selbst als mit dem Nokia N900 das erste echte Linux-Smartphone der Finnen erschien, schloss sich Nokia nicht einem der beiden großen Linux-Smartphone-Konsortien LiMo Foundation oder Open Handset Alliance an, sondern entwickelte die hauseigene Maemo-Plattform unbeirrt weiter. Auch Intel war lange Zeit alleiniger Herr im Hause Moblin, auch wenn sich die Linux-Plattform vom reinen Netbook- und UMPC-Betriebssystem längst in Richtung Smartphone-Linux entwickelt hatte. Daran änderte sich auch wenig, als Intel die Schirmherrschaft über Moblin an die Linux Foundation abtrat. De facto dominiert Intel das Projekt bis heute.

Beide Projekte, Maemo und Moblin, bringen einen Teil ihrer Systemstruktur in die neue Mobile-Linux-Plattform MeeGo ein. So ähnelt der grundlegende Systemaufbau von MeeGo stark der heutigen Moblin-Plattform, während Nokia mit Qt das grafische Toolkit beisteuert, das auch gerade bei Maemo eingeführt wird. Somit dürfte sich für die sehr aktive Maemo-Entwicklergemeinde bei MeeGo nur wenig ändern. Zusätzlich soll MeeGo auch GTK und Clutter enthalten, um leichter bestehende Moblin-Anwendungen auf MeeGo portieren zu können – es ist aber davon auszugehen, dass Clutter bald aus MeeGo verschwindet, um auf Dauer nicht zwei Toolkits pflegen zu müssen. Von Maemo erbt die MeeGo-Plattform außerdem die ARM-Prozessorunterstützung, damit MeeGo nicht wie Moblin nur auf Atom-Netbooks, sondern auch auf Nokias Internet Tablets mit Texas Instruments OMAP-Prozessoren läuft. Geräteherstellern steht es jedoch frei, Unterstützung für weitere Prozessorplattformen hinzuzufügen – Basis von MeeGo ist der Standard-Linux-Kernel. Um etwaige fehlende Treiber muss sich der Hersteller allerdings selbst kümmern.

Um den beiden Geräteklassen Handhelds und Netbooks gerecht zu werden, soll MeeGo gleich zwei verschiedene, entsprechend angepasste Benutzeroberflächen bekommen, die bei Bedarf um weitere Oberflächen ergänzt werden können – etwa für internettaugliche Fernseher oder Unterhaltungselektronik im Auto. Damit ähnelt der Aufbau von MeeGo ziemlich dem der LiMo-Plattform: In beiden Fällen muss sich ein interessierter Hersteller um die grundlegende Linux-Unterstützung seines Smartphones oder Netbooks kümmern, das Rumpfsystem kann er sich aus dem Code-Pool lizenzkostenfrei herunterladen. Bei der Bedienoberfläche hat er dann die Wahl, sie komplett nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten, den vorhandenen Oberflächen einfach nur ein Branding zu verpassen oder die MeeGo-Standard-UI einzusetzen.

Im Gegensatz zur LiMo Foundation haben Intel und Nokia bei MeeGo allerdings dafür gesorgt, dass das Projekt und der Code Pool immer frei sein werden: Bei MeeGo, das unter der Schirmherrschaft der Linux Foundation steht, verlangt niemand von den Entwicklern, ihre Verwertungsrechte abzutreten, um den Code zum Beispiel kommerziell unter einer Closed-Source-Lizenz weitervertreiben zu können. Einen Zwang zur Offenheit bedeutet dies indes nicht, denn bei der Wahl der Verbreitungslizenz macht MeeGo den Entwicklern ebenfalls keine Vorschriften. Es wird spannend, zu sehen, ob MeeGo nicht vielleicht der LiMo Foundation mit ihrem geschlossenen Common Code Pool und den fünf- bis sechsstelligen Mitgliedsbeiträgen einige Mitglieder abjagen kann. (mid) (mid)