Staatssekretär: Neues Gesetz gegen Kinderpornos kommt zügig

Laut Justiz-Staatssekretär Max Stadler soll es trotz dieses Gesetzes keinen Aufbau einer Infrastruktur zur Sperrung von Internetseiten geben. Ein neues Gesetz werde zügig auf den Weg gebracht, um die Seiten zu löschen.

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  • dpa

Die Bundesregierung hat Vorwürfe der Opposition zurückgewiesen, wonach es bei der Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet nun ein "rechtliches Wirrwarr" gebe. Bundespräsident Horst Köhler hatte am Mittwoch das umstrittene Gesetz zur Sperrung einschlägiger Internetseiten unterzeichnet. Justiz-Staatssekretär Max Stadler (FDP) sagte am Donnerstag der dpa in Berlin, dass es trotz dieses Gesetzes keinen Aufbau einer Infrastruktur zur Sperrung von Seiten geben werde. Ein neues Gesetz werde zügig auf den Weg gebracht, um die Seiten zu löschen.

Das am Mittwoch unterzeichnete Gesetz war noch von der schwarz-roten Vorgängerregierung in Berlin auf den Weg gebracht worden. Es sieht die Sperrung von Internet-Seiten mit Kinderpornografie vor. Die schwarz-gelbe Regierung vereinbarte aber in ihrem Koalitionsvertrag, dass Union und FDP ein Löschen der Seiten bevorzugen. Die Opposition hatte der Regierung ein "rechtliches und politisches Wirrwarr" vorgeworfen. Linke, Grünen und SPD forderten, das unterzeichnete Gesetz umgehend außer Kraft zu setzen. Entsprechende Anträge wollen sie nächste Woche im Bundestag stellen.

Nach Einschätzung von Experten ist die rasche Abkehr einer Bundesregierung vom einem gerade unterzeichneten Gesetz ein Novum. "Das ist ganz außergewöhnlich. Mir ist das nicht bekannt, dass es das schon einmal gegeben hat", sagte der Verfassungsrechtler Joachim Wieland der dpa am Donnerstag. Auch der langjährige Parlamentshistoriker im Bundestag, Michael F. Feldkamp, konnte sich nicht an einen solchen Fall erinnern.

Professor Wieland von der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer sieht die Regierung in der Pflicht, sich an den Gesetzestext zu halten. "Das Gesetz tritt in Kraft, da kann die Bundesregierung jetzt nicht einfach sagen: Wir setzen das nicht um. Sondern sie kann nur ein neues Gesetz schaffen." Die Regierung habe vielleicht darauf gehofft, dass der Bundespräsident das Gesetz nicht unterzeichnen werde, sagte Wieland. Auf "normalem Weg" sei von einer Dauer von drei bis vier Monaten auszugehen, bis es zu einem neuen Gesetz kommt. Wenn das Parlament bereit sei, die Beratungen zu verkürzen, könne es schneller gehen.

Auch der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco sieht nun die Regierung am Zug. "Das Sperrgesetz muss nun schnellstmöglich und unmissverständlich aufgehoben werden, damit der neue Grundsatz der Bundesregierung "Löschen statt Sperren" konsequent umgesetzt werden kann", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von eco, Oliver Süme, laut Mitteilung in Berlin.

Die Piratenpartei begrüßte die Abkehr der Regierung von den Internet-Sperren und das Ziel, die Seiten zu löschen. Es sei aber nicht zu erkennen, warum die Bundesregierung dazu ein weiteres Gesetz einführen wolle. Die bestehenden Gesetze seien im Kampf gegen Kriminalität im Internet völlig ausreichend. (anw)