Kämpfe im Gazastreifen: Adobe Stock verkauft KI-generierte "Fotos" zum Konflikt

Auf Adobe Stock können Inhalte zur Lizenzierung angeboten werden – explizit auch KI-generierte. Vermeintliche Fotos aus dem Gazastreifen landeten so im Netz.

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Fotorealistisch wirkende Darstellungen von Häuserkämpfen

KI-generierte Inhalte zu "Gaza" auf Adobe Stock

(Bild: Adobe Stock)

Lesezeit: 2 Min.

Adobe verkauft über die hauseigene Bildagentur Adobe Stock KI-generierte, fotorealistisch wirkende Darstellungen zum Krieg im Gazastreifen und einige Onlinemagazine verwenden sie, ohne darauf hinzuweisen. Das hat zuerst das australische Nachrichtenportal Crikey berichtet, aber auch Tage später sind die Darstellungen weiterhin verfügbar und können gekauft werden. Gegenüber Motherboard hat Adobe darauf verwiesen, dass KI-generierte Bilder als solche gekennzeichnet werden müssen, wenn sie zum Verkauf angeboten werden. Die kritisierten Darstellungen würden nicht gegen die Vorgaben verstoßen und würden deshalb nicht entfernt. Möglichen Vorwürfen, damit zur grassierenden Desinformation im Internet beizutragen, widerspricht der Konzern direkt.

Sucht man auf Adobe Stock nach Medien zu "Gaza" und lässt die Ergebnisse nach Relevanz sortieren, werden fast ausschließlich Bilder ausgegeben, die offensichtlich KI-generiert sind, aber fotorealistisch wirken. Teilweise sind sogar – nicht existierende – Personen, darunter vor allem Kinder abgebildet, eines zeigt dichte Staubwolken über Jerusalem, wo gar keine Kämpfe stattfinden. Eine ganze Serie zeigt angebliche Kämpfe in dem Gebiet. Öffnet man die Bilder, findet man den Hinweis "Generiert mit KI", der aber wohl teilweise übersehen oder ignoriert wurde. Ohne Kennzeichnung verwendet wurde eines der Bilder beispielsweise auf der Seite des christlichen Magazins Charisma aus den USA.

"Stock" ist Teil des Kreativ-Abos Creative Cloud von Adobe. Darüber vertreibt der Konzern benutzergenerierte Inhalte, die im Rahmen des Abos lizenzfrei und für die Bebilderung im Internet ohne weitere Kosten verwendet werden können. Stock war bis 2015 Teil der Creative Suite und wurde dann in einen Onlinedienst überführt – basierend vor allem auf den Inhalten der Agentur Fotolia, die Adobe zuvor übernommen hat. Gegenüber Motherboard verweist Adobe darauf, dass KI-generierte Inhalte laut den Nutzungsbedingungen als solche gekennzeichnet werden müssen, weil es wichtig sei, dass die Kundschaft auf diese Herkunft hingewiesen wird. Das sei Teil des Kampfs gegen Desinformation. Insgesamt werden auf Adobe Stock gegenwärtig fast 600 KI-generierte "Fotos" zum Stichwort "Gaza" angeboten.

(mho)