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IBM erwartet gute Geschäfte durch Sparzwang bei Kunden

Der Zwang zu wirtschaftlichen Entscheidungen in Verwaltungen, Firmen oder Krankenhäusern wird die IT-Branche aus Sicht der IBM Deutschland wachsen lassen.

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  • dpa

Der Zwang zu wirtschaftlichen Entscheidungen in Verwaltungen, Firmen oder Krankenhäusern wird die IT-Branche aus Sicht der IBM Deutschland wachsen lassen. "Derzeit wird noch viel aus dem Bauch entschieden. Wir liefern aber die Soft- und Hardware, die eine Bewertung der rasant zunehmenden Datenmengen zulässt und Informationen in Wissen umfunktioniert", sagte der Chef des Computerunternehmens, Martin Jetter, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa mit Blick auf die Cebit (2. bis 6. März). "IT ist ein Hebel, innovativer, effizienter und moderner zu werden."

Jetter glaubt deshalb, die Mitarbeiterzahl bei IBM Deutschland 2010 bei 21.000 halten zu können. Auch Kurzarbeit sei nach wie vor kein Thema. Für die Gesamtbranche schließt er sich der Prognose des Verbandes BITKOM an, der für das laufende Jahr ein Wachstum von einem Prozent für Deutschland vorhersagt. Für die deutsche IBM-Tochter in Ehningen (Kreis Böblingen) machte Jetter keine Umsatz- und Ertragsangaben. Der US-Mutterkonzern (Armonk/New York) setzte 2009 rund 7,6 Prozent weniger um. Die Erlöse sanken auf 95,8 Milliarden Dollar (70,6 Milliarden Euro). Allerdings steigerte sich der Gewinn aufgrund von Kostensenkungsmaßnahmen um neun Prozent auf 13,4 Milliarden US-Dollar (9,9 Milliarden Euro). Die Mitarbeiterzahl lag konstant bei weltweit knapp 500.000.

Die IBM Deutschland konzentriert sich auf Systeme, um die Probleme der Städte in den Griff zu bekommen. Derzeit leben nach Jetters Worten mehr als 50 Prozent aller Menschen auf der Erde in Metropolen, 2050 werde dieser Wert bei über 70 Prozent liegen. Da stellten sich Fragen etwa nach Verkehrssteuerung und Sicherheitsmodellen. IBM habe mit einem integrierten IT-System dabei mitgewirkt, die Zahl der Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs in Stockholm innerhalb eines Jahres im zweistelligen Prozentbereich zu steigern und zugleich den CO2-Ausstoß im gleichen Umfang zu senken. "Wir arbeiten in London an einem ähnlichen Projekt und haben für Singapur ein Konzept vorgelegt", berichtete der Maschinenbauingenieur.

Ein Beispiel für IT-gestützte Sicherheitssysteme sei das Kriminalitäts-Zentrum in New York, für das IBM die Datenbanken und die Analysesoftware geliefert habe. "Da laufen täglich 30.000 Anrufe, Bilder, Videos und SMS ein", erzählte der 50-jährige Manager. Die intelligente Verknüpfung der Daten führe zu täglich 10.000 bis 13.000 Polizeieinsätzen.

Bei dem Fokus auf die Metropolen dürfe aber nicht der ländliche Raum vergessen werden. "Hier eröffnet die Telemedizin neue Perspektiven", sagte Jetter. Der Kranke aus ländlichen Gebieten könnte bei seinem Hausarzt über intelligente Vernetzung auch auf das Know-how von Spezialisten zugreifen, ohne aufwendige und teure Fahrten auf sich nehmen zu müssen. IBM habe die Technologie dafür in der Schublade. "Aber leider haben wir in Deutschland eine strenge Gesetzeslage, die noch verhindert, dass Krankendaten online weitergegeben werden. Angesichts der älter werdenden Bevölkerung und des sich abzeichnenden Ärztemangels wird sich das ändern", zeigte sich Jetter überzeugt.

Die Cebit in Hannover ist Jetter zufolge ein Gradmesser für die Zukunft der Branche. "Für uns ist das eine wichtige Plattform, Partner, Aussteller und Kunden zu treffen." Der mit 1000 Mitarbeitern besetzte Stand der größten europäischen Tochter des US-Konzerns zeigt eine Stadtkulisse. "Das signalisiert unser Anliegen, mit IT Städte lebenswerter zu machen." (axv)