Massives Vorgehen gegen Raubkopierer (Update)

Die Polizei hat heute in mindestens vier Bundesländern auf der Suche nach Raubkopien mehrere hundert Hausdurchsuchungen durchgeführt.

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Von
  • Nico Jurran

Die Polizei hat heute in mindestens vier Bundesländern auf der Suche nach Raubkopien mehrere hundert Hausdurchsuchungen durchgeführt. Auslöser für die in Bremen, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am heutigen Dienstagmorgen gestartete Aktion soll die behördliche Unterwanderung des Liquid-FXP-Boards gewesen sein, über das illegale Kopien von Filmen und Software angeboten wurde. Zugriff auf das Board soll den Ermittlern ein Administrator des FXP-Boards selbst gegeben haben, nachdem er von den Ermittlungsbehörden erwischt worden war.

Betroffen von den Durchsuchungsmaßnahmen war unter anderem auch das Rechenzentrum der Universität Bremen, wie ein Sprecher gegenüber heise online bestätigte. Zudem soll nach bislang unbestätigten Berichten auch die Uni Münster ins Visier der Fahnder geraten sein. Untersucht wurde jeweils, ob Server der Universitäten für die Verteilung von Raubkopien benutzt wurden. Von den -- nach unbestätigten Berichten insgesamt über 370 -- Durchsuchungen waren aber auch zahlreiche Privatpersonen betroffen. So gab ein Leser gegenüber der Redaktion an, dass die Ermittlungsbeamten am Ende der um 5:57 Uhr begonnenen Aktion seine komplette PC-Ausstattung sicherstellten.

Nach Angaben mehrerer mit den Untersuchungen betrauter Ermittlungsbehörden soll es bis zum Wochenende eine offizielle Pressemitteilung zu den heutigen Maßnahmen geben. Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) war ebenfalls unter Hinweis auf "laufende Ermittlungen" zu keiner Stellungnahme bereit. Allerdings scheint sich der Tatvorwurf nicht immer "nur" auf eine Verletzung von Urheberrechtsgesetzen zu beschränken. So wird offenbar im Zusammenhang mit den für den Vertrieb der Raubkopien genutzten FTP-Servern auch wegen des Verdachts der Computersabotage ermittelt.

Schon seit den ersten Tagen abgefilmter Kinohits im Internet fanden und finden sich diese auch auf FTP-Servern, die gemeinhin ausreichend Platz für komplette Filme bieten. Oft handelt es sich dabei um Server, die anonymen Zugriff für Up- und Download gewähren; aber auch gehackte Server dienen als Umschlagsplatz. In den vergangenen Jahren hatten insbesondere Uni-FTP-Server an Wochenenden mit massiven Uploads von Warez und Moviez zu kämpfen. Ebenso wie bei Tauschbörsen liegen Filme und große Software-Pakete meist am Stück vor -- die Suche nach fehlenden Teilen entfällt. Auf häufig anmeldepflichtigen Boards -- so genannten FXP-Foren, benannt nach dem für Datenschiebereien zwischen FTP-Servern oft genutzten File Exchange Protocol (FXP) -- geben registrierte Teilnehmer Adressen von FTP-Servern bekannt. (nij)