Gelbe Tonne in Gefahr

Das System der Mülltrennung zu Hause könnte sich bald erledigt haben: Maschinen sortieren mittlerweile besser und billiger als der Mensch.

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Von
  • Sascha Mattke

Das deutsche System der Mülltrennung im Haushalt gerät ins Wanken: Nachdem Testläufe in Sortieranlagen gezeigt haben, dass Maschinen dank neuer Technologien Abfälle sortenreiner trennen können als der Mensch, haben bundesweit in mehreren Kommunen Praxisversuche dazu begonnen. Das berichtet das Magazin Technology Review in seiner neuesten Ausgabe.

"Hätte die heutige Technologie 1991 schon existiert, wäre die Mülltrennung wohl nie eingeführt worden", sagte Klaus Wiemer, Professor für Abfallwirtschaft und Altlasten an der Universität Kassel, dem Magazin. Mittlerweile sind die mechanischen, optischen und optoelektronischen Verfahren so ausgereift, dass sie sogar mit der Sortierung von klebrigem Restmüll fertig werden. Absehbares Ergebnis der jetzt laufenden Tests: Einige Mülltrenncontainer werden aus dem Stadtbild verschwinden. Vor allem die "gelbe Tonne" für Verpackungen könnte überflüssig werden.

Dass die Mülltrennung in Sortierfabriken ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, hat die RWE Umwelt AG im vergangenen Jahr in einer automatischen Sortieranlage in Essen gezeigt: Aus 800 Tonnen Restmüll wurden mehr Wertstoffe herausgeholt als die Verpackungsverordnung vorschreibt. Auch ohne gelbe Tonne wären somit die Umweltstandards erfüllbar. Ein zweiter Testlauf der Anlage wird derzeit ausgewertet, ein Langzeitversuch ist in Vorbereitung.

In fünf weiteren Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens laufen ebenfalls Tests -- was Bürger dort in graue und gelbe Tonne getrennt haben, wird nach der Abfuhr wieder zusammengeworfen. In Leipzig wird ab Mitte des Jahres die "trockene Wertstofftonne" eingeführt, in der nicht nur Verpackungen landen, sondern alle Kunststoffe, Holz, Metalle, möglicherweise sogar Elektrogeräte. (sma)