Wikileaks im Visier von US-Militärgeheimdienst

Auf 30 Seiten macht sich der US-Militärgeheimdienst ACIC Sorgen über die Whistleblower-Plattform und erörtert mögliche Gegenmaßnahmen. Den ganzen Bericht gibt es jetzt zum Nachlesen auf Wikileaks.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Die Whistleblower-Website Wikileaks hat ein Dokument aus dem Jahre 2008 veröffentlicht, das sich mit Wikileaks selbst beschäftigt. In einem 30 Seiten langen Bericht (PDF-Datei) untersucht das Counterintelligence Center der US-Armee (ACIC) geheime Dokumente zum Irak-Krieg und Guantanamo Bay, die Wikileaks veröffentlicht hatte und macht verschiedene Vorschläge, wie gegen die Plattform vorgegangen werden soll.

Der ACIC-Bericht beschäftigt sich im ersten Schritt mit Wikileaks-Veröffentlichungen aus den Jahren 2003 bis 2007. Er kommt zu dem Schluss, dass die Informationen zum Irak-Krieg lückenhaft sind und Fehler aufweisen. Dennoch seien sie durchaus geeignet, gegnerischen Geheimdiensten oder Terroristen Hinweise etwa für Anschläge zu geben. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass sensible Interna aus dem Verteidigungsministerium oder dem Militär auf der Plattform landen. Besonders Details zu Störsendern, mit denen die Fernzündung von Bomben unterbunden werden kann, werden von den Militäranalysten als problematisch eingeschätzt.

Im zweiten Schritt beurteilt der Report die Möglichkeiten, zukünftige Veröffentlichungen auf Wikileaks zu verhindern. Die Army-Analysten merken an, dass sich die technischen Fähigkeiten der unbekannten Wikileaks-Betreiber laufend verbessern, sodass an ein Abschalten der Wikileaks-Präsenz nicht zu denken sei. Außerdem zeige die Aufbereitung von Daten in einer SQL-Datenbank in einer für jedermann verständlichen Form ein hohes Niveau technischer Fähigkeiten und weise auf ausgedehnte Ressourcen und beste Kenntnisse im Gebrauch von freier Software hin.

Zur Schwächung der Position von Wikileaks empfiehlt der ACIC-Report eine Reihe von Maßnahmen, die die Glaubwürdigkeit des Angebots erschüttern sollen, etwa fehlerhafte Dokumente zu lancieren oder die Drohung, dass Informanten leicht enttarnt werden können. Im Kern müsse es darum gehen, das Vertrauen in Wikileaks zu zerstören. Wikileaks weist in einer Mitteilung darauf hin, dass der Plan offenbar noch nicht aufgegangen sei. Bislang sei kein einziger Whistleblower aus dem militärischen Umfeld enttarnt worden. (vbr)