Nackt mit KI: Aus der Porno-Nische zum Online-Geschäftsmodell

Der Fortschritt bei KI-Technik ermöglicht neue Geschäfte mit Diensten, die Menschen auf Fotos nackt darstellen. Ein Analyse-Unternehmen sieht einen Trend.

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Verpixelte Porno-Bildchen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Dank der Verfügbarkeit und wachsenden Leistungsfähigkeit von KI-Bildgeneratoren auf Open-Source-Basis haben sich Onlineangebote zum "digitalen Entkleiden" von Personen von einem Nischenprodukt zu einem einträglichen Geschäftszweig entwickelt. Das hat das Analyse-Unternehmen Graphika ermittelt und die Erkenntnisse in einem jetzt veröffentlichten Bericht zusammengetragen. Demnach werben inzwischen dutzende Anbieter teilweise offen im Internet damit, dass sie beliebige Bilder von bekleideten Menschen so bearbeiten, dass die darauf nackt erscheinen. Einer der von Graphika beobachteten Anbieter soll zudem damit werben, dass sich die Nacktbilder zur Belästigung nutzen lassen.

Untersucht hat Graphika nach eigenen Angaben 34 Anbieter solcher Onlinedienste, zusammen hätten deren Websites allein im September über 24 Millionen Besucher gehabt. Spam mit Links zu diesen Seiten habe auf den Onlineplattformen Reddit und X (vormals Twitter) um mehr als 2000 Prozent zugenommen. Telegram-Gruppen, in denen die Dienste beworben und angeboten werden, hätten über eine Million Mitglieder. Die meisten dieser Dienste operierten mit einem sogenannten Freemium-Modell. Dabei können Interessierte erst ein paar Fotos kostenfrei "entkleiden" lassen, weitere müssen dann bezahlt werden. Die Preise rangieren demnach von zwei US-Dollar pro Bild bis 300 US-Dollar für einen "API-Zugang und andere Funktionen".

Graphika sieht den Trend, dass die Manipulation von Fotos zu Nacktbildern sich aus einer Porno-Nische zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Das liege nicht nur an der Verfügbarkeit der entsprechenden Technik, sondern auch den inzwischen realistischeren Ergebnissen. Beworben werden die Angebote teilweise sehr deutlich, etwa auf X/Twitter oder YouTube. Eines dieser Angebote erscheint dort demnach als Erstes, wenn man nach dem englischen Begriff "nudify" (etwa "Nackt machen") suche. Eine Anzeige auf X/Twitter suggeriere sogar, dass jemand solch ein generiertes Nacktbild an die abgebildete Person geschickt hat, die sich dadurch belästigt fühlt.

Gegenüber Bloomberg haben Plattformen, auf denen für diese Angebote geworben wird, versichert, dass untersagte Inhalte entfernt würden. Laut Graphika haben die "Entkleidungs"-Angebote nach eigenen Angaben bis zu 1000 Nutzer am Tag. In diesem Jahr hat es bereits mehrere Fälle gegeben, in denen KI-generierte Nacktbilder für Entrüstung gesorgt haben. So haben Jugendliche in einer spanischen Kleinstadt KI-generierte Nacktbilder ihrer Mitschülerinnen verbreitet. Vor einem Monat war ein 41-jähriger Kinderpsychiater in den USA zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden, unter anderem, weil er eine KI Missbrauchsdarstellungen auf Basis von Fotos bekleideter Kinder erstellen ließ.

(mho)