Preussenelektra plant größten Batteriespeicher der EU in Brokdorf

AKW-Betreiber Preussenelektra will die Infrastruktur in Brokdorf nutzen, um dort den größten Batteriespeicher der EU zu errichten.

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Das AKW Brokdorf liegt nahe Glückstadt an der Elbe.

(Bild: Preussenelektra)

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Am Standort des abgeschalteten Atomkraftwerks Brokdorf könnte ein großer Batteriespeicher entstehen – der größte in der EU. Derartige Pläne prüfen AKW-Betreiber Preussenelektra. Der Speicher soll in zwei Stufen auf bis zu 800 MW Leistung und einer Speicherkapazität von bis zu 1600 MWh ausgebaut werden. In der ersten Stufe mit 100 MW Leistung und 200 MWh Kapazität könne der Speicher 2026 in Betrieb gehen, heißt es in einer Mitteilung.

Der geplante bisherige größte Batteriespeicher Europas soll mit einer Kapazität von 275 MWh im niedersächsischen Alfeld entstehen. Der Druckwasserreaktor des in Brokdorf produzierte seit 1986 Strom, Ende 2021 ging er im Zuge des deutschen Atomausstiegs endgültig vom Netz. Das letzte Brennelement wurde Mitte Januar 2022 vom Reaktordruckbehälter zum Lagerbecken gebracht. Am AKW-Standort befindet sich seit 2007 auch ein Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle.

Für den Standort Brokdorf als Batteriespeicher spricht für Preussenelektra, dass das Kraftwerksgelände in der Nähe des Umspannwerks Wilster liegt, einer der wichtigsten Netzknotenpunkte in Schleswig-Holstein. Über diesen werde vor allem Strom aus Windkraft transportiert. Der Kraftwerksstandort selbst sei über das eigene Umspannwerk mit dem Stromnetz verbunden und weise eine leistungsfähige Infrastruktur auf. "Ein Batteriespeicher an diesem Netzanschluss könnte daher der fehlende Lückenschluss der Erneuerbaren sein, die Überproduktion an Strom puffern sowie bei Bedarf wieder einspeisen", argumentiert Preussenelektra.

Der Speicher würde laut Preussenelektra in der Endausbaustufe eine Fläche von etwa 12 Hektar benötigen, die auf dem Kraftwerksgelände vorhanden seien, es müssten also keine zusätzlichen Flächen genutzt werden. Dabei könne die erste Ausbaustufe unabhängig vom Abbruch der Kraftwerksgebäude gebaut und an das Stromnetz angebunden werden, benötigt werde dafür die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das AKW Brokdorf erforderlich. Für die zweite Ausbaustufe müsse das AKW abgebrochen werden, diese wird für das Jahr 2036 veranschlagt.

Wie viel das Projekt kosten würde, steht noch nicht konkret fest, dafür brauch es zunächst Planungssicherheit, schreibt Preussenelektra. Das Unternehmen geht von einem Betrag "im dreistelligen Millionenbereich" aus. Es plant nicht nur für Brokdorf eine "wertschöpfende Nachnutzung", sondern für alle Kraftwerkstandorte, also beispielsweise auch für das Mitte April dieses Jahres stillgelegte AKW Isar 2 oder das AKW Grohnde, das Ende 2021 stillgelegt wurde.

Stationäre Batteriespeicher werden als ein wichtiger Faktor für die Energiewende angesehen, da die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien natürlichen Schwankungen unterliegt. Batteriespeicher speichern Strom in Zeiten von Überschuss und können diesen schnell wieder in das Netz zurückspeisen, wenn der Bedarf erhöht ist. Mit Batteriespeichern kann ein Redispatch vermieden werden, mit dem verhindert werden soll, dass das Stromnetz überlastet wird. Dabei können Übertragungsnetzbetreiber einzelne Kraftwerke anweisen, die Einspeisung zu drosseln, Ausgleichszahlungen in Millionenhöhe werden fällig. Diese könnten durch Batteriespeicher vermieden werden, die Stromkosten könnten gedämpft werden, erläutert Preussenelektra.

(anw)