Brainshare: Windows-frei, Novell dabei

Jack Messman verkündete auf der Hausmesse, dass sie komplett Windows-frei ist und alle Server und die Arbeitsplätze unter Linux laufen; außerdem verkündete der Novell-Chef unter anderem, dass YaST und iFolder Open Source werden.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf ihrer Hausmesse Brainshare in Salt Lake City hat Novell die angekündigte Wendung zur Open Source als Plattform künftiger Entwicklungen vollzogen. Ausgerechnet zum 20. Jubiläum dieser Veranstaltung verabschiedete sich die Firma mehr oder weniger von der Netware als tragendes Fundament der eigenen Aktivitäten. Nun will man sein Geld weiter oben im "Software-Stack" verdienen, den jedes Unternehmen einrichten muss.

Unter dem Jubel der etwa 6000 Teilnehmer der Brainshare verkündete Novell-Chef Jack Messman, dass die Hausmesse komplett Windows-frei ist und alle Server und Arbeitsplätze für die Besucher unter Linux laufen. "Wir ändern nicht das Modell der quelloffenen Entwicklung, wir nehmen es aus ganzem Herzen an und bringen Linux heraus aus der Server-Welt. Unser Engagement bedeutet, dass wir der Gemeinschaft mehr geben als wir von ihr nehmen", erklärte Messman und erhielt großen Beifall. Wie bereits berichtet, erklärte die Firma YaST zur freien Software, eine Geste, die durch den Wunsch der SuSE-Entwickler innerhalb von Novell getragen wurde. Von den Novell-Wurzeln her wurde zur Keynote außerdem die iFolder-Technologie zur freien Software erklärt. iFolder, ein Programm, mit dem Dateien zwischen Server und Desktop, aber auch zwischen Desktops innerhalb einer Arbeitsgruppe synchronisiert werden können, wird im Rahmen der .NET-Konkurrenz Mono entwickelt. Als mobiles Dateisystem für alle Linux-Versionen gepriesen, wurde iFolder mit dem Slogan "File Sharing without the bulls" Novell Forge übergeben.

Die entsprechenden T-Shirts warf Linus Torvalds ins Publikum. Er bildete zusammen mit Unix-Vater Dennis Ritchie und Novells Chefstratege Chris Stone in einem Werbe-Zeichentrickfilm die "Lords of the Net", die die Welt von den Nazghouls proprietärer Software befreien. Linus Torvalds nutzte den Auftritt, um die ihn freudig begrüßenden Netware-Spezialisten vor der Gefahr zu warnen, die von Software-Patenten ausgeht. "Linux lebt von der Freiheit der Entwicklung", erklärte Torvalds, was von den Novell-Managern nicht unbedingt beklatscht wurde. In der anschließenden Pressekonferenz auf zahlreiche Novell-Patente angesprochen, entgegnete Messman, diese seien Sache der Rechtsanwälte. Er selbst könne nur schätzen, dass man die Patente nicht freigeben werde. Das angelaufene Indemnification Programm, mit dem Novell seinen Großkunden Rechtsschutz vor Klagen der Firma SCO zusichert, bezeichnete Messman als erfolgreich, ohne jedoch Firmen zu nennen, die das Angebot in Anspruch nehmen wollen.

Unter dem Namen Open Enterprise Server 1.0 stellte Novell außerdem eine Kombination aus Netware 7 und dem SuSE Linux Enterprise Server 9 vor, die zusammen mit den Nterprise Linux Services genannten Datei und Druckdiensten den Aufbau gemischter Netze ermöglichen. Mit der bereits angelaufenen Auslieferung des Paketes an die Großkunden mit Wartungsverträgen sei man im Zeitplan ein Jahr schneller als zunächst berechnet, so Messman. Zur Wartung der gemischten Umgebung wurde weiterhin der Start des Betatestes von Zenworks 6.5 mit Ximian Red Carpet gemeldet, bei dem das Linux-Management und ein automatisches Patch-Management im Vordergrund stehen.

Um das Vertrauen in den eingeschlagenen Weg zu dokumentieren, verpflichtete sich Novell unter dem Beifall des Publikums, in der eigenen Firma bis zum Mittsommer alle Desktops nach Linux zu migrieren und bis zum Jahresende alle Büro-Anwendungen auf OpenOffice umzustellen. Die zweieinhalbstündige Keynote mit zahlreichen Demonstrationen der Zusammenarbeit von Linux und Netware wurde vom Publikum sehr positiv aufgenommen. "Novell is back", so der allgemeine Tenor. (Detlef Borchers) / (anw)