Microsoft: Entscheidung der EU-Kommission nicht im Sinne der Verbraucher

Der Softwarekonzern will wie angekündigt juristisch gegen Geldbuße und Auflagen der EU-Kommission vorgehen.

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Microsoft hat wie erwartet angekündigt, gegen die heute verkündete Geldstrafe und die Auflagen der EU-Kommission juristisch vorgehen zu wollen. Eine Einigung wäre für die Verbraucher und für Unternehmen besser gewesen und hätte ihnen mehr Möglichkeiten verschafft, heißt es in einer Mitteilung des Softwarekonzerns. "Wir haben hart daran gearbeitet, eine Einigung zu erzielen, die die Befürchtungen der EU-Kommission beseitigt hätte", sagt Microsoft-CEO Steve Ballmer. Die Redmonder wollen beim Gericht Erster Instanz der EU gegen die Entscheidung klagen, kündigte Microsoft-Manager Brad Smith an.

In monatelangen Diskussionen und Verhandlungen habe Microsoft weit reichende Vorschläge zur Interoperabilität und die Integration des Windows Media Player gemacht. Außerdem habe das Unternehmen "beispiellose" Zugriffe auf seine Technologien angeboten. Jeder Windows-PC sollte außer mit dem Media-Player von Microsoft auch mit drei Playern der Konkurrenz ausgeliefert werden. Viele der Angebote hätten weltweit gegolten.

"Wir glauben, dass die Entscheidung der Kommission die Wahl der Verbraucher einschränke und auch die Softwareentwickler trifft", sagte Smith. Die große Mehrheit der europäischen Verbraucher glaube, dass Windows zusammen mit dem Windows Media Player ausgeliefert werden solle. Die Einschränkung der Funktionalität, so wie heute von der EU-Kommission verlangt, sei nicht im Interesse der Verbraucher. Untersuchungen hätten ergeben, dass Verbraucher eine umfangreiche Funktionalität und einfachen Gebrauch wünschen. Die von der EU geforderte Windows-Variante ohne den Windows Media Player entspricht aus Sicht von Microsoft nicht mehr dem Markennamen "Windows". Unter "Windows" erwarte der Verbraucher ein Betriebssystem, das dem letzten Stand der Technik entspreche und voll Multimedia-tauglich sei. Das wäre bei dem von der EU geforderten System nicht mehr der Fall.

Smith zog in einer Telefonkonferenz einen Vergleich zu dem Kartellverfahren in den USA. Dort sei eine Einigung mit dem US-Justizministerium zunächst gescheitert. Nach dem entscheidenden Gerichtsurteil habe Microsoft dann innerhalb weniger Wochen eine Einigung mit dem Ministerium erzielen können. Vor dem Europäischen Gericht will Microsoft zunächst erreichen, dass die geforderten Änderungen und Öffnungen des Windows-Betriebssystems nicht sofort vollzogen werden müssen, bevor in der Sache entschieden worden sei. "Wir müssten sonst unsere Betriebsgeheimnisse und durch Patente geschützten Verfahren offen legen, noch bevor die erste Instanz entschieden hat. Das kann dann auch nicht mehr einfach zurückgerufen werden."

Microsoft werde weiter die europäischen Gesetze achten und weiterhin in neue Techniken investieren. Auch werde das Unternehmen weiter mit europäischen Regierungen und Unternehmen kooperieren, beteuerte Ballmer. (anw)