Großbritannien will in der Digitalwirtschaft weltweit führend werden

Premierminister Gordon Brown hat in einer Rede die Bedeutung von sehr schnellen Breitband-Internetzugängen auf eine Stufe mit der Stromversorgung gestellt.

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Ehrgeizige Pläne hat sich der britische Premierminister Gordon Brown für die digitale Verwaltung und Wirtschaft seines Landes zurechtgelegt: Bis zum Jahr 2020 soll Großbritannien auf diesen Gebieten führend werden, sagte Brown in einer Rede in London. Sowohl die Wirtschaft als auch öffentliche Dienste, die online abgewickelt werden, sollen bis dahin weltweit beispielhaft werden. Dadurch sollen in Großbritannien 250.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Um diese Ziele zu erreichen, sollen alle britischen Haushalte mit einem Breitband-Internetzugang ausgestattet werden. Bisher hatte die Regierung angepeilt, bis 2012 nahezu jeden Haushalt mit existierender Breitbandtechnik ans Netz zu bringen. Mit Hilfe der Digitalisierung und mehr Transparenz soll der Kontakt der Bevölkerung mit öffentlichen Stellen völlig neu und personalisiert gestaltet werden. Durch die so effizienter arbeitende Verwaltung könnten 11 Milliarden Pfund (gut 12 Milliarden Euro) eingespart werden, sagte Brown. Am Mittwoch werde der britische Schatzkanzler Alistair Darling einen detaillierten Plan vorlegen, laut dem insgesamt 20 Milliarden Pfund Einsparungen zusammenkommen könnten.

Im vergangenen Dezember war bereits bekannt geworden, dass die britische Regierung eine jährliche "Breitbandsteuer" von 6 Pfund auf jeden Telefonanschluss erheben will. Die "Breitbandsteuer" soll sowohl zum Schließen "weißer Flecken" bei der Versorgung mit DSL- und Kabelanschlüssen im ländlichen Raum als auch zum Aufbau von "Next Generation Networks" auf der Basis etwa von Glasfaser oder VDSL verwendet werden. Brown stellte die Bedeutung von sehr schnellen Breitband-Internetzugängen nun in seiner Rede auf eine Stufe mit der Stromversorung.

Unternehmen, die über das Internet mit ihren Kunden kommunizieren, hätten sich für die Zukunft gerüstet, so Brown weiter. So müsse auch die Regierung handeln. Das E-Government der ersten Generation, das vor sechs Jahren mit der Website Directgov online ging und monatlich 25 Millionen Besuche aufweise, solle durch "Mygov" – dem E-Government der neuesten Generation auf einem zentralen Portal für alle Angelegenheiten – ersetzt werden.

Um die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können, sollen sie intensiv erforscht werden. Brown will mit 30 Millionen Pfund ein neues Institut für "Webwissenschaft" erstfinanzieren, das zusammen mit der Regierung und der Privatwirtschaft die sozialen und wirtschaftlichen Vorteile ausarbeiten und umsetzen helfen soll. Unter der Leitung des Web-Erfinders Sir Tim Berners-Lee sollen dazu die "besten Wissenschaftler und Forscher der Welt" zusammenkommen.

Beim Ausbau des Internets gehe es nicht allein um Bequemlichkeit, meint Brown, sondern auch um Lebensqualität. Beispielsweise könne ein populärer britischer Musiker, der viel unterwegs sei, seinem Sohn über den VoIP-Dienst Skype Gute-Nacht-Geschichten erzählen. Viele Menschen könnten sich mehr mit ihrer Familie beschäftigen, da die moderne Technik ihnen Heimarbeit ermögliche. Und die Entwicklung gehe weiter, wie Brown anhand von intelligenten Stromzählern und virtuellen Klassenräumen erläuterte. Vor diesem Hintergrund bezeichnete der Premierminister es als unfair, wirtschaftlich ineffizient und nicht akzeptierbar, dass gut ein Fünftel der Briten noch nie auf das Internet zugegriffen habe. (anw)