Generalabrechnung mit Schumacher im Aufsichtsrat von Infineon [Update]
Während der Aufsrichtsratsitzung bei Infineon wurde Schumacher unter anderem wegen seines angeblich selbstherrlichen Führungsstils kritisiert.
Bei der Infineon-Aufsichtsratssitzung, die zur Ablösung von Konzernchef Ulrich Schumacher führte, hat es laut IG Metall einen heftigen Richtungsstreit gegeben. Es sei zu einer Generalabrechnung über die Strategie des Unternehmens in den vergangenen Jahren gekommen, teilte die IG Metall mit. "Ein wesentlicher Punkt dabei war offenbar der von vielen als selbstherrlich kritisierte Führungsstil Schumachers." Dieser habe unter anderem eine wenig behutsame Personalpolitik und die rigide Auslagerung von Arbeitsplätzen betrieben. Daher sei sein Abtritt kaum zu bedauern.
Schumacher ist nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen zu seinem Rücktritt gezwungen worden. Der Aufsichtsrat habe ihm einstimmig nahegelegt, sein Amt niederzulegen, erfuhr die dpa. Falls er dies nicht getan hätte, hätte der Aufsichtsrat auch formal die Konsequenzen gezogen. Daher sei der Rücktritt keine freiwillige Entscheidung. Es habe keinen letzten Auslöser für die Trennung gegeben. "Da hat sich viel aufgestaut."
Ulrich Schumacher hat heute den Vorstandsvorsitz niedergelegt und sein Amt als Vorstandsmitglied aufgegeben, berichtete das Unternehmen am heutigen Donnerstag. Weiter hatte Infineon zunächst nichts angegeben, man wolle sich zu den Rücktrittsgründen nicht äußern.
Infineon ist aus der Abspaltung des früheren Halbleiter-Bereichs von Siemens entstanden. Schumacher führte das Unternehmen im März 1999 erfolgreich an die Börse. In den vergangenen drei Jahren musste er allerdings hohe Verluste verkünden.
Erst zum Ende des Geschäftsjahres 2002/03 am 30. September kehrte das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurück. Auf der Hauptversammlung im Januar warfen Aktionärsschützer dem Vorstand wegen eines üppigen Aktienoptionsprogramms Selbstbedienung vor. Schumacher zeigte sich bei der Versammlung zuversichtlich, dass die bisher schwerste Halbleiterkrise mittlerweile überwunden sei. Für das neue Geschäftsjahr kündigte er wieder schwarze Zahlen an: "Meine Kollegen und ich sind zuversichtlich, dass wir im laufenden Geschäftsjahr wieder Geld verdienen werden." (dpa) / (anw)