Belastungsprobe bestanden: Mehr als 52 Millionen E-Rezepte eingelöst

Seit 2022 wurden über 50 Millionen Verschreibungen elektronisch eingelöst, doch ein Teil der Bevölkerung fühlt sich übergangen.

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Apothekerin sucht in einer Apotheke Medikamente

(Bild: Aleksandar Karanov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
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Nachdem der Start des E-Rezepts mehrere Male verschoben wurde, scheint es jetzt nicht mehr zu stoppen zu sein. Waren es vor zwei Jahren noch rund 1.000 E-Rezepte, wurde inzwischen die Marke von 50 Millionen E-Rezepten geknackt – davon wurde allein 32 Millionen im Januar 2024 eingelöst. Dies geht aus dem Dashboard der für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständigen Gematik hervor.

TI-Dashboard der Gematik zeigt, dass mehr als 52 Millionen E-Rezepte von 78.857 Einrichtungen ausgestellt wurden. Rund 17.500 Apotheken haben diese eingelöst. Die E-Rezept-App wurde 1.585.844 heruntergeladen.

(Bild: Gematik)

Am häufigsten wird das E-Rezept – das im ersten Schritt das Muster-16-Formular ("rosa Zettel") ersetzt – mit der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst. Ausgerechnet der Weg, gegen den sich die Verantwortlichen zunächst entschieden hatten. Auch aus unserer Leser-Umfrage geht hervor, dass 76 Prozent das E-Rezept nach eigenen Angaben mit der elektronischen Gesundheitskarte eingelöst haben. In anderen Umfragen sind es sogar über 80 Prozent.

Der zweithäufigste Einlöseweg ist weiterhin der Papierausdruck. Damit können Versicherte sichergehen, dass ihr Rezept auch wirklich signiert und damit einlösbar ist. Denn es kommt vor, dass Patienten warten oder zurück zum Arzt müssen, weil ihr Rezept noch nicht signiert oder die Telematik-Infrastruktur kurzzeitig gestört ist. Daher ist der Ausdruck derzeit der für die Versorgung der Patienten zuverlässigste Weg.

Der bis dato am seltensten genutzte Einlöseweg ist die E-Rezept-App. Damit kann man Rezepte einsehen, Apotheken zuweisen und auch für Familienmitglieder Rezepte einlösen. Wenn die App eingerichtet ist, können Versicherte 100 Tage lang sehen, welche Medikamente ihnen verschrieben wurden und wer auf ihre Daten zugegriffen hat. Während bei anderen Umfragen lediglich 1 Prozent der Versicherten die App nutzen, gaben in unserer Umfrage jeweils 12 Prozent an, das E-Rezept über den Ausdruck oder über die App eingelöst zu haben.

Die Anmeldung über die App funktioniert über die elektronische Gesundheitskarte und die zugehörige PIN und ein NFC-fähiges Smartphone. Es gibt zwar auch eine Windows-App für das E-Rezept, damit kann man jedoch nur Rezeptdetails und Protokolleinträge einsehen. Dafür benötigt man allerdings neben der elektronischen Gesundheitskarte auch ein Kartenlesegerät. Für die Zuweisung eines E-Rezepts an eine Apotheke ist man zwingend auf Smartphone-App angewiesen.

Auch über die App der Krankenkasse ist eine Anmeldung in der E-Rezept-App möglich. Dazu ist wichtig, zu wissen, welche App die Krankenkasse dafür bereitstellt. In der Regel wird die App für die elektronische Patientenakte genutzt, es gibt aber auch spezielle Apps für die GesundheitsID. Dazu sollten sich Versicherte bei ihrer Krankenkasse informieren und gegebenenfalls bei der Einrichtung helfen lassen.

Zudem können Versicherte sich in ihrer Krankenkassenfiliale für die PIN identifizieren, die dann anschließend mit der Post verschickt wird. Damit kann die Krankenkasse sicherstellen, dass keine fremden Menschen Zugriff auf die App erhalten. Natürlich ist es auch möglich, sich über andere Verfahren wie Postident zu verifizieren und so die PIN zu erhalten.

Vor allem zu dem letzten Einlöseweg, die E-Rezept-App, gibt es Kritik. Erst kürzlich monierte Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbands VdK, dass "besonders ältere Menschen [...] die komplexe Anmeldung in der App nicht [verstehen] und an der Authentifizierung [scheitern]". In unserer Redaktion wurde die Authentifizierung für manche zur Geduldsprobe. Das lag vorwiegend an fehlenden PINs und abgebrochenen Anmeldevorgängen.

Dabei müssen im Gesundheitssystem "alle mitgenommen werden", so Bentele. Doch immer wieder wenden sich Patienten Hilfe suchend an den Sozialverband. Ein Teil der Patienten habe das Gefühl, übergangen zu werden. Auch Apotheken kritisieren, dass Versicherte nicht mehr sehen können, was ihnen verschrieben wurde.

Zudem weigert sich ein Teil der Arztpraxen, das E-Rezept auszudrucken, trotz bestehender Pflicht. Dabei dürfe das E-Rezept für niemanden zur Belastung werden. Technische Probleme sollten die Verantwortlichen schnellstmöglich beheben, damit Patienten nicht lange auf ihre Arzneimittel warten müssen. "Wir als Sozialverband ermahnen außerdem Praxen und Apotheken, alle Wege der Rezeptausstellung und -einlösung anzubieten: elektronisch auf der Gesundheitskarte, in der App und als Ausdruck", sagt Bentele.

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(mack)