NASA: Chirurgen operieren mit Chirurgie-Roboter ferngesteuert auf der ISS

Chirurgen haben mit dem Roboter Mira von der Erde aus ferngesteuert Operationen an künstlichem Gewebe auf der ISS durchgeführt. Die Tests verliefen erfolgreich.

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Der Chirurgie-Roboter Mira bei Experimenten auf der Erde.

(Bild: Virtual Incision)

Lesezeit: 3 Min.

Der fernsteuerbare Chirurgie-Roboter Mira (Miniaturized In vivo Robotic Assistant) der NASA hat an Bord der Internationalen Raumstation ISS chirurgische Tests von der Erde aus ferngesteuert erfolgreich abgeschlossen. Das berichtet CNN am Dienstag. Demnach führten sechs Chirurgen 400 km entfernt von Lincoln im US-Bundesstaat Nebraska Operationen an simuliertem menschlichen Gewebe aus.

Die Tests mit Mira, der von dem von der NASA bezuschussten Start-up Virtual Incision entwickelt wurde, fanden bereits am Samstag statt. Dabei steuerte ein Chirurg den 900 Gramm schweren Roboterarm mit zwei Greifern an, um mit ihm simuliertes menschliches Gewebe in Form von Gummibändern zu trennen. Dabei musste die eine Hand des Roboters das künstliche Gewebe auf die richtige Stärke spannen und mit der anderen Hand zerschneiden, heißt es bei CNN. Die Aufgabe erfolgte unter realen Bedingungen unter Zeitdruck, um eine "echte" Operation zu simulieren. Die Tests wurden von insgesamt sechs Chirurgen ferngesteuert durchgeführt. Dabei musste vorab auch das richtige Gewebestück ausgewählt und herausgeschnitten werden.

Nach Angaben von Michael Jobst, einer der teilnehmenden Chirurgen an den Tests, sei es eine große Herausforderung gewesen, die Aufgaben korrekt zu erledigen. Ursächlich dafür ist nicht die Steuerung des Chirurgie-Roboters, sondern die Zeitverzögerung, die zwischen dem Senden eines Befehls und dem Empfang durch den Roboter entsteht. So betrug die Latenzzeit bei den Tests etwa 0,85 Sekunden. Das ist bei Operationen eine "Ewigkeit", wenn es etwa darum geht, Blutungen möglichst schnell zu stoppen. Den Chirurgen gelang es trotzdem, die an sie gestellten Aufgaben erfolgreich zu erledigen.

Die NASA hatte Mira am 30. Januar mit einer SpaceX Falcon 9 Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida aus zur ISS geschickt. Dort war der Roboter am 1. Februar angekommen. Die NASA verspricht sich von den Tests mit Mira einen Erkenntnisgewinn darüber, ob und wie solche Roboter auf Langzeitmissionen im All eingesetzt werden können, um an Astronautinnen und Astronauten einfache Notoperationen durchführen zu können. Das könnte etwa das Nähen von Wunden oder die Durchführung einer Blinddarmoperation sein.

Mira kann jedoch nicht nur im All angewendet werden. Angedacht ist auch der Einsatz in ländlichen Gebieten der USA, die mit einem Chirurgenmangel zu kämpfen haben. In Zukunft könnte Mira auch dort eingesetzt werden, um Operationen aus der Ferne durchzuführen. Bereits 2021 konnte der Roboter bei einer Operation am Menschen eingesetzt werden. Er durfte einen Schnitt am Patienten ausführen, dessen Dickdarm teilweise entfernt wurde.

Auf der ISS sollen noch weitere Experimente mit Mira erfolgen, die der Chirurgie-Roboter automatisch durchführen soll.

(olb)