ITU Telecom World kehrt Genf den Rücken

Die ITU Telecom World, Stelldichein der globalen Telekommunikations-Branche, dürfte erstmals nicht in Genf stattfinden. Bislang war die erstmals 1971 ausgerichtete "Telecom-Olympiade" alle vier Jahre in der schweizerischen Stadt, in der die International Telecom Union (ITU) ihren Sitz hat, abgehalten worden. Doch waren die Preise für Hotelunterkünfte, Catering und andere Dienstleistungen rund um die Telecom World in astronomische Höhen gestiegen -- sehr zum Unwillen aller Aussteller und Besucher. Gerade das nicht als billig bekannte Hongkong soll nun günstiger sein -- ziemlich peinlich für Genf.

Bereits 1999, auf dem Höhepunkt dekadenter Geldverschwendung der Telecom-Industrie, hatte die ITU die Genfer vor weiteren Preissteigerungen gewarnt. Die Warnung vor einer Abwanderung der Veranstaltung verhallte ungehört, auch 2003 waren die Kosten weiter gestiegen. So manches Unternehmen verzichtete auf eine Teilnahme. Um die Ausrichtung der bereits 2006 stattfindenden Folgeveranstaltung, die ungezählte Millionen an lokalen Umsätzen bringen wird, hatten sich Algier, Genf, Hongkong, Istanbul und Mailand beworben. Obwohl Genf Kostenreduktionen und die Abschaffung der Mindestaufenthaltsdauer in den Hotels versprochen hatte, setzte sich Hongkong im "Finale" durch.

In der chinesischen Metropole sind die Gesamtkosten für Aussteller niedriger, außerdem hat die Stadt die Buchung bestimmter Ausstellungsflächen durch chinesische Unternehmen garantiert. Nicht zuletzt liegen die Wachstums-Hoffnungen der Telecom-Branche in Asien -- und die ITU muss, um glaubwürdig zu bleiben, ihre Warnung wahr machen. Nun werden Detailverhandlungen mit Hongkong aufgenommen; Genf bleiben nur die Hoffnung auf deren Scheitern sowie Erinnerungen an teure, alte Zeiten. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)