Fisch-Roboter-Interaktion: Roboter stören Fische in Aquakulturen

In der Fischzucht werden auch Roboter eingesetzt. Eine Untersuchung zeigt, dass sie Fische stören und ihnen Stress verursachen können. Aber es gibt Abhilfe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Das Bild zeigt einen Unterwasserroboter mit Fischen in einem Zuchtkäfig.

Das Bild einer Beobachtungskamera zeigt, wie Fische einen Sicherheitsabstand zu einem Inspektionsroboter in einem Fischzuchtkäfig einhalten.

(Bild: Eleni Kelasidi)

Lesezeit: 4 Min.

Forscher der unabhängigen norwegischen Forschungsorganisation SINTEF Ocean haben herausgefunden, dass der Einsatz von Unterwasserrobotern in Aquakulturen das Verhalten von Fischen in einer Fischzucht verändert und den Fischen unerwünschten Stress verursachen kann. Das könne auch Einfluss auf die Fischqualität haben.

Bei Menschen sei es üblich, dass Roboter, die mit ihnen zusammenleben und -arbeiten, auf sie abgestimmt werden. Dadurch sollen die menschlichen Bedürfnisse und die Sicherheitsansprüche erfüllt werden. Was für Menschen gut ist, sollte auch für Fische gelten, meint Eleni Kelasidi, Forscherin in der Aquakulturabteilung von SINTEF Ocean. Sie leitet ein Projekt zur Fisch-Maschine-Interaktion in Anlehnung an Mensch-Maschine-Interaktion und hat sich dabei die Auswirkungen von Aquakulturrobotern in der norwegischen Fischzucht angesehen.

"Wir wollen zu besseren Robotern beitragen, die schnell und effizient arbeiten können, aber sie müssen natürlich auch die Bedürfnisse und die Sicherheit der Fische berücksichtigen", sagt sie und umreißt damit das Ziel ihrer Forschungsarbeiten, die bereits seit 2020 laufen.

Dazu haben die Wissenschaftler über einen Zeitraum von drei Jahren Daten in unterschiedlichen Fischkäfigen in Aquakulturen gesammelt. Berücksichtigt wurden dabei verschiedene Orte und Jahreszeiten sowie unterschiedliche Lebensstadien der Fische. Daraus leiteten die Forscher nun ihre Ergebnisse ab. Darunter fällt, wie groß der Sicherheitsabstand zwischen Fischen und Robotern zu sein hat. Der Sicherheitsabstand, den die Fische selbst einhalten, sei dabei linear, orientiert sich also an der Fischgröße selbst. Je kleiner der Fisch, desto geringer der Sicherheitsabstand, lautet die Devise. Größere, etwa 5 kg schwere Fische, halten einen höheren Sicherheitsabstand zu fremden Objekten ein, der etwa 3 m beträgt.

Dieser Sicherheitsabstand hat Auswirkungen darauf, wie groß der Fischbesatz in einem Aquakulturkäfig sein darf, ohne dass die Fische den Abstand nicht mehr einhalten können, ihre Schwimmroutine ändern und so in Stress geraten. Die eingesetzten Roboter könnten in ihrer Anzahl entsprechend reduziert werden. Auf die Form des Roboters kommt es dabei nicht an. Sie hat keinen Einfluss auf das Verhalten der Fische, ihre Größe aber schon. Die Fische halten einen größeren Abstand zu größeren Objekten ein, wie die Forschenden im Experiment herausfanden.

Und noch ein weiteres Merkmal beeinflusst den Sicherheitsabstand: die Farbe. Gelbe Roboter sorgen für einen größeren Abstand, zu weißen halten sie einen geringeren Abstand ein. Farbe und Größe seien auch die beiden entscheidenden Faktoren, sagen die Wissenschaftler und sehen eine Notwendigkeit, autonome Roboter in der Fischzucht entsprechend anzupassen. Sie schlagen vor, dass diese Roboter ihre Umgebung überwachen und auf veränderte Verhaltensweisen der Fische reagieren, etwa in dem die Roboter ihre Fortbewegungsgeschwindigkeit drosseln.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Unterschiedliche Farben könnten sich als nützlich erweisen, wenn es darum geht, die Roboter für verschiedene Aufgaben einzusetzen. Für Aufgaben, bei denen die Fische auf Distanz gehalten werden müssen, um sie nicht zu gefährden, könnten Roboter mit einer Farbe eingesetzt werden, die die Fische nicht so gerne mögen. Bei Beobachtungsaufgaben mit einer Kamera könnte es sinnvoll sein, Farben einzusetzen, die die Fische eher anziehen. Welche Farben das genau sind, wissen die Forschenden jedoch noch nicht. Bisher haben sie sich darauf beschränkt, die Farben Gelb und Weiß zu untersuchen, weil diese bisher bei solchen Robotern eingesetzt werden.

Die Wissenschaftler planen, die Wirkung unterschiedlicher Farben auf Fische in ihrer weiteren Forschungsarbeit herauszufinden. Zusätzlich wollen sie untersuchen, wie der Fisch auf Bewegungen des Roboters reagiert, etwa wenn er sich dreht, horizontale oder vertikale Bewegungen ausführt, Licht oder kein Licht verwendet. Das Ziel der Wissenschaftler ist es, autonome Roboteraktionen zu initiieren, die bei den Fischen möglichst wenige Störungen verursachen. Denn nur ein ungestresster Fisch bringt einen guten Ertrag.

(olb)