Cheats bei Meisterschaftsspiel: Gerüchte um Codeschmuggel-Lücke in Apex Legends

Mitten im Spiel tauchten Cheat-Menüs auf und Profispieler betrogen unfreiwillig. Die Spielergemeinschaft rätselt nun über das Einfallstor der Angriffe.

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Drei Spielercharaktere aus Apex Legends richten die Waffen auf die Kamera

Farbenfroh: Diese Charaktere aus Apex Legends halten offenbar nicht viel von Tarnmustern.

(Bild: Electronic Arts)

Update
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Das Online-Spiel Apex Legends leidet möglicherweise unter einer Codeschmuggel-Lücke, die Angreifern die Kontrolle über den Spiele-PC verschafft. Diese Vermutung legen zumindest Ereignisse während der gestrigen Spiele der "Apex League Global Series" (ALGS) nahe – gleich mehrere Spieler hatten dort teilweise die Kontrolle über ihre Handlungen verloren.

Online-Multiplayerspiele sind ein einträgliches Geschäft: Neben den Preisgeldern für gewonnene Turniere – bei der ALGS immerhin 600.000 US-Dollar für das siegreiche Viererteam – können Spieler Geld mit Livestreaming, Merchandise und Produktwerbung verdienen. Während einer solchen Übertragung mit verbotenen Betrugsprogrammen erwischt zu werden, ist für einen professionellen Zocker daher ein großes Problem.

Gestern geschah genau das aber gleich zweimal: Während einer laufenden Spielpartie der hochdotierten ALGS erschien plötzlich ein Cheat-Menü auf dem Bildschirm des Spielers Noyan "Genburten" Ozkose und dieser rief aus, er werde gehackt. Ozkose verließ das Match, das daraufhin abgebrochen wurde. Ein weiterer bekannter Spieler des Online-Shooters, Phillip "ImperialHal" Dosen, stellte dann bei der Neuauflage der Partie eine unnatürlich gute Zielgenauigkeit seines Spielcharakters fest – ein Zeichen für einen "Aimbot", also eine Zusatzsoftware, die dem Spieler beim Zielen hilft oder ihm diese Aufgabe vollständig abnimmt.

Da stimmt etwas nicht: Weder das Cheat-Menü in der Bildschirmmitte noch die Mitteilung zur "Apex hacking global series" gehören in ein Liga-Spiel.

(Bild: twitch.tv/genburten / Screenshot: heise security)

Nach den Vorkommnissen verschoben die Organisatoren das Finale der Meisterschaft, nun suchen sie nach der Sicherheitslücke. Eine Person mit dem Spieler-Namen "Destroyer2009" hat die Verantwortung für die Attacken übernommen und behauptete in per X veröffentlichten Chatprotokollen, sie verfüge über einen "RCE Exploit", also eine Codeschmuggel-Lücke in der Spielsoftware.

Zwar scheint dies prinzipiell möglich – derlei Lücken gab es gerüchteweise bereits in TitanFall und nachweisbar in der beliebten Source-Engine –, es könnte sich aber auch um gezielt auf einem anderen Weg eingeschleuste Malware auf den Rechnern der Betroffenen handeln. Verschiedene Streamer und Anti-Cheat-Organisationen warnen dennoch davor, bis zur Aufklärung der Situation das Spiel "Apex Legends" zu starten – selbst eine komplette Deinstallation wird bisweilen empfohlen.

Bei den Spielern des beliebten, gratis spielbaren Titels scheint die Warnung nicht angekommen zu sein. Zwar liegen die Spielerzahlen am Montag bislang etwa 20 Prozent unter denen des vergangenen Freitags, ein massiver Spielerschwund ist auf der inoffiziellen Spieldatenbank SteamDB jedoch nicht zu beobachten.

Unter Verdacht, die Codeschmuggel-Lücke zu enthalten, stand zunächst nicht nur das Hauptspiel, sondern auch die mitgelieferte Anticheat-Software. Solche Programme sind trotz ihres Nutzens für ehrliche Spieler nach wie vor umstritten, greifen sie doch bisweilen als Kerneltreiber tief ins Betriebssystem ein und sorgen häufig für unerwünschte Nebenwirkungen.

Der Hersteller "Easy Anti-Cheat" (EAC) dementierte mittlerweile auf X die Existenz eines Codeschmuggel-Fehlers im eigenen Produkt. Man habe die Meldungen untersucht und sei sicher, dass kein solcher Fehler in EAC ausgenutzt werde, so die zu Epic Games gehörenden Antischummel-Spezialisten.

Update

Dementi nebst X-Post des Herstellers EAC eingefügt.

(cku)