Yahoo profitiert von Bezahl-Diensten und Online-Werbung

Sowohl klassische Online-Anzeigen als auch die Einnahmen durch Pay-for-Performance-Suchdienste treiben Gewinn und Umsatz bei Yahoo; aber auch die kostenpflichtigen Dienste für Surfer legen zu.

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Von
  • Jürgen Kuri

Gut ist es gelaufen bei Yahoo: Alle Analysten erwarteten bereits, dass die Zahlen des Internet-Dienstleisters und Portalbetreibers ein gutes Omen für alle Internet-Firmen darstellen würden. Erwartet wurde ein Gewinn von 11 US-Cent pro Aktie bei einem Umsatz von 498 Millionen US-Dollar. Vom Umsatz bereits ausgenommen waren dabei bereits die so genannten Traffic Acquisition Costs (TAC) von Overture -- das sind Umsatzbeteilungen des Bezahl-Suchdienstes Overture für Partner-Websites. Yahoo konnte nun aber noch bessere Geschäftszahlen berichten: Im ersten Quartal fiel ein Nettogewinn von 101 Millionen US-Dollar oder 14 US-Cents pro Aktie an. Im gleichen Quartal des Vorjahrs lag der Gewinn noch bei 47 Millionen US-Dollar (8 US-Cent pro Aktie). Der Umsatz unter Ausschluss der TAC lag bei 550 Millionen US-Dollar, ein Anstieg um 94 Prozent gegenüber den 283 Millionen US-Dollar des Vorjahresquartals. Der Gesamtumsatz einschließlich der Umsätze, die an Partner-Websites weitergereicht wurden, lag bei 758 Millionen US-Dollar. Das bedeutet ein Zuwachs von 168 Prozent -- ein Zeichen dafür, dass der Bezahl-Suchdienst Overture sich als äußerst lohnende Übernahme für Yahoo entpuppt. Der operative Gewinn lag bei 211 Millionen US-Dollar.

Den Netz-Dienstleistern wird mittlerweile wieder einiges zugetraut. Die Erinnerungen an das Platzen der New-Economy-Blase und so manches obskuren Netz-Geschäftsmodells verblassen langsam. Analysten, Investoren ebenso wie Kunden schauen etwas zuversichtlicher auf die Firmen, die überlebt haben. Auch sei deutlich zu spüren, dass sich klassische Unternehmen mit großen Anzeigenbudgets wieder für das Internet als Werbemedium und einfache Möglichkeit, die Kunden zu erreichen, erwärmen könnten. Gerade die zahlungskräftige Kundschaft erreiche man leicht im Web, heißt es an der Börse -- und neue Werbeformen bis hin zu kleinen, TV-Spot-ähnlichen Filmchen sprächen auch neue Kundenkreise an. Angesichts dieser Einschätzungen und des Wachstums von Overture wundert es nicht, wenn Yahoo einen Zuwachs von 235 Prozent auf 635 Millionen US-Dollar beim Umsatz der Marketing Services verzeichnet. Aber nicht nur bei Online-Anzeigen und Pay-for-Performance-Suchdiensten kann Yahoo wohl profitieren -- auch die Bereitschaft, für zusätzlichen Service im Web Geld auszugeben, scheint zu wachsen. Zumindest, wenn man in den Zahlen von Yahoo die Zeichen für eine allgemeine Tendenz sehen will: Die kostenpflichtigen Dienste von Yahoo, etwa für Mail, konnten weiter zulegen. Insgesamt wuchs der Umsatz in diesem Bereich um 39 Prozent auf 88 Millionen US-Dollar.

Kein Wunder, dass sich Terry Semel, CEO und Chairman von Yahoo, vor Begeisterung kaum halten kann: "Yahoos Leistung übertrifft selbst unsere eigenen hohen Erwartungen", erklärte Semel in einer Mitteilung; dies sei das erfolgreichste Quartal in der Firmengeschichte gewesen. So sah sich Yahoo dann auch in der Lage, die Prognosen für den weiteren Jahresverlauf anzuheben. Die bisherigen Erwartungen für das zweite Quartal lagen bei einem Umsatz von 532 Millionen US-Dollar; der Umsatz für das Gesamtjahr sollte bei 2,2 Milliarden US-Dollar liegen. Dies möchte Yahoo nun übertreffen: Für das zweite Quartal prognostiziert der Konzern einen Umsatz zwischen 580 und 615 Millionen US-Dollar und einen operativen Gewinn zwischen 210 und 235 Millionen US-Dollar. Der Umsatz für das Gesamtjahr soll bei 2,404 bis 2,520 Milliarden US-Dollar (ohne TAC) liegen und der operative Gewinn zwischen 890 und 970 Millionen US-Dollar.

Im Verlauf des normalen Börsentages in den USA musste die Yahoo-Aktie nach anfänglichen Gewinnen leichte Verluste hinnehmen, nachdem die Börsen auch wegen der zunehmenden gewalttätigen Auseinandersetzungen im Irak insgesamt unter Druck kamen. Angesichts der vorgelegten Zahlen schienen die Investoren die Bedenken wegen der Lage im Irak und wegen des für Yahoo zunehmend härter werdenden Konkurrenzkampfs mit Google erst einmal beiseite zu schieben: Zu Beginn des nachbörslichen Handels sprang der Yahoo-Kurs um über 10 Prozent nach oben auf 53,34 US-Dollar. Parallel zur Vorstellung der Bilanzen für das erste Quartal gab Yahoo auch einen 2:1-Aktiensplit bekannt, der am 11. Mai für alle am 26. April registrierten Yahoo-Aktionäre in Kraft tritt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo in US-Dollar

Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/96 1,7 Mio. -0,18 Mio.
2/96 3,3 Mio. -1,7 Mio.
3/96 5,6 Mio. -1,7 Mio.
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 550,0 Mio. 101,00 Mio.