Artemis-Programm: Erster Nicht-Amerikaner auf dem Mond wird aus Japan kommen
Die USA wollen zurück auf den Mond und diesmal auch Menschen anderer Nationen mitnehmen. Den prestigeträchtigsten Platz hat sich nun Japan gesichert.
Der erste Mensch auf dem Mond, der nicht aus den USA kommt, wird ein Japaner oder eine Japanerin sein. Das hat US-Präsident Joe Biden am Mittwoch anlässlich eines Besuchs von Japans Premierminister Fumio Kishida im Weißen Haus angekündigt und damit sicher so einige Hoffnungen in Europa enttäuscht. Im Gegenzug für die Teilnahme von zwei Personen aus Japan am Artemis-Programm will das Land der aufgehenden Sonne den USA einen geschlossenen Mondrover bauen, der als eine Art mobile Basis tagelange Missionen abseits einer geplanten Mondstation ermöglichen soll.
"Wir fliegen. Und wir fliegen mit Japan", fasst NASA-Chef Bill Nelson die Einigung zusammen. Er hat ein Render-Video geteilt, auf dem der japanische Rover einen Toyota-Schriftzug trägt. Der Autohersteller dürfte also maßgeblich am Bau beteiligt sein.
Artemis-Programm nimmt Gestalt an
Die jetzt publik gemachte Einigung umfasst damit den größten Beitrag einer anderen Nation zum Artemis-Programm der Vereinigten Staaten. Das hat die Rückkehr der Menschheit zum Mond zum Ziel und auch in Europa macht man sich Hoffnungen, dass im Zuge dessen ein Europäer oder eine Europäerin den Fuß auf den Erdtrabanten setzen wird. Bislang gibt es dafür aber keine konkreten Pläne. Unklar ist zudem, für welche Mission Crew-Mitglieder aus Japan eingeplant werden. Artemis-1 war unbemannt und ist abgeschlossen, Artemis-2 soll noch nicht auf den Mond führen, die Crew dafür steht bereits und umfasst auch bereits einen Kanadier. Artemis-3 soll frühestens 2026 starten und erstmals wieder Menschen auf den Mond bringen. Geplant wird derzeit bis Artemis-5.
Die Ankündigung, zwei Menschen aus Japan zum Mond mitnehmen zu wollen, macht nun noch einmal deutlich, wie unklar die Rolle ist, die Europa im Artemis-Programm zufallen wird. Zwar liefert die Europäische Weltraumagentur das Servicemodul des Orion-Raumschiffs, mit dem die Raumfahrenden ins All geschickt werden, aber bislang ist dafür offenbar noch keine Zusage für eine Mitfluggelegenheit herausgesprungen. Hoffnungen machen sich unter anderem die beiden deutschen Astronauten Alexander Gerst und Matthias Maurer. Insgesamt umfasst das Europäische Astronautenkorps derzeit fünf aktive Mitglieder, fünf weitere bildet die ESA für bemannte Raumfahrtmissionen aus.
Im Rahmen des Apollo-Programms haben bisher nur US-amerikanische Raumfahrer den Mond betreten, allesamt Männer. Die USA kündigen deshalb auch immer wieder an, dass beim Artemis-Pogramm die erste Frau und die erste "Person of Color" auf dem Mond landen soll. Die eigentlich für November 2024 geplante bemannte Mondumrundung Artemis-2 musste die NASA derweil jüngst auf den September 2025 verschieben, die geplante bemannte Mondlandung Artemis-3 auf den September 2026. Den einzigen ernst zu nehmenden Konkurrenzdruck gibt es gegenwärtig von China, das bis 2030 Menschen auf den Mond bringen will. Indiens Premierminister hat jüngst eine erste bemannte Mondlandung für 2040 in Auftrag gegeben.
(mho)