Atomkraft: Ukraine beginnt mit Bau zwei neuer Reaktoren

Die Ukraine setzt weiter auf Atomkraft. In Chmelnyzkyj wurde nun der Grundstein für neue Reaktoren gelegt.

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Zwei Reaktorblöcke des AKW Chmelnyzkyj

Block 1 und 2 des AKW Chmelnyzkyj.

(Bild: gov.ua)

Update
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Die Ukraine setzt ihre Pläne für neue Atomreaktoren früher um als bisher bekannt geworden. Am Standort des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj haben der ukrainische AKW-Betreiber Energoatom und der US-Hersteller Westinghouse die Bauphase für einen fünften und sechsten Reaktor offiziell begonnen, berichtet die Nachrichtenagentur Interfax Ukraine. Die Bauzeit je Reaktor werde voraussichtlich vier bis jünf Jahre betragen, ein Reaktor soll 5 Milliarden US-Dollar kosten.

Im Januar dieses Jahres hatte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko angekündigt, dass die Bauarbeiten für neue Reaktoren im kommenden Sommer oder Herbst beginnen sollen. Insgesamt wolle das Land vier neue Atomkraftwerke errichten, um die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine verlorengegangenen Kapazitäten auszugleichen. Neben den zwei AP1000-Druckwasserreaktoren von Westinghouse sind zwei vom russischen Typ VVER-1000 geplant.

Mit den AP1000-Reaktoren werden erstmals in der Ukraine welche mit einer Technik gebaut, die nicht sowjetischen oder russischen Ursprungs ist. Energoatom-Chef Pjotr Kotin betonte während der Grundsteinlegung in Chmelnyzkyj, nun werde die Ukraine eine modernere und sicherere Technik als die bisherige einsetzen. Westinghouse-CEO Patrick Fragman erläuterte, dass wichtige Komponenten der künftigen Reaktoren, deren Herstellung am längsten dauere, bereits fertiggestellt seien. Dadurch könne die Bauzeit wesentlich abgekürzt werden. Der AP1000 habe eine veranschlagte Laufzeit von 60 Jahren, könne aber möglicherweise länger laufen.

Unterdessen wurde im russische besetzten Atomkraftwerk Saporischschja mit Block 4 der letzte der sechs Reaktoren in die Kaltabschaltung überführt. Dieser von der Internationalen Atomenergiebehörde empfohlene Schritt habe vollzogen werden können, weil in der nahegelegenen Stadt Enerhodar die Heizperiode geendet habe. Dort wohnen die meisten der Mitarbeiter des AKW Saporischschja.

"Der Zustand der Kaltabschaltung ermöglicht zusätzlichen Reaktionsspielraum, sollte es zu Problemen bei der Kühlung der Reaktoren kommen", erläutert die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit. Außerdem benötigt der Reaktor in diesem Zustand weniger Kühlwasser als bei der Heißabschaltung.

Das Atomkraftwerk Saporischschja liefert nach Angaben der IAEA seit September 2022 keinen Strom mehr für das ukrainische Netz. Mindestens einer der Reaktoren sei aber seitdem in einer Heißabschaltung gehalten worden, um Fernwärme und Prozessdampf bereitzustellen. Der für die Behandlung von Flüssigabfällen benötigte Prozessdampf wird seit Beginn des Jahres von vier mobilen Dieselkesseln bereitgestellt.

Update

Die ukrainische Militärführung befürchtet in den kommenden Tagen in dem AKW Saporischschja eine sogenannte Operation unter falscher Flagge. Die Verantwortung für die nicht näher beschriebenen Aktion solle der Ukraine anschließend in die Schuhe geschoben werden, schrieb der Generalstab in Kiew am Sonntag auf Facebook. "Russland ist der einzige Terrorist auf der Welt, der ein Kernkraftwerk als Geisel hält und es benutzt, um die Ukraine und die ganze Welt zu erpressen." Niemand außer Russland habe die Welt jemals so nahe an den Rand einer vorsätzlichen atomaren Katastrophe gebracht.

(anw)