Java-Erfinder Gosling nimmt Stellung zu Microsoft-Sun-Einigung
James Gosling, Erfinder von Java und CTO der Developer Products Group bei Sun, bezog Stellung zu den Diskussionen rund um die Einigung von Microsoft mit Sun: Er zeigt sich erfreut über die Vereinbarung und sieht darin große Chancen.
James Gosling, Erfinder von Java und CTO der Developer Products Group bei von Sun, will offensichtlich die Wogen der Aufregung in der Java- ebenso wie in der Open-Source-Community glätten: Er bezieht in einem Kommentar Stellung zu verschiedenen Artikeln und Diskussionen, in denen die Einigung von Microsoft mit Sun kritisiert wurde.
Auf einen Artikel von Rick Ross eingehend meint Gosling, dass Sun weder wie behauptet den Ausverkauf der Java-Community betreibe noch dass der Weggang von Rich Green wegen Differenzen mit der Führung von Sun erfolgt sei. Im Gegenteil, Green habe intensiv an der Einigung mitgearbeitet und sei anschließend in gutem Einvernehmen aus dem Unternehmen ausgetreten.
Gosling stellt weiter klar, dass die Einigung die Java-Kompatibilität von Apples MacOS X keinesfalls beeinträchtige. Das von Microsoft erhaltene Geld werde unter anderem in den Ausbau und den Erhalt der Unabhängigkeit von Java gesteckt. Insgesamt beurteilt Gosling die Einigung als großen Erfolg.
Eine Diskussion auf Slashdot, in der ausführlich der Austausch von alten Unix-Maschinen gegen billige Linux-PCs erörtert wird, veranlasst Gosling gar zu einer besonderen Interpretation: Er zeigt sich erfreut darüber, dass durch den vermehrten Einsatz von Java-Anwendungen die darunter liegende GUI-Schicht des Betriebssystems und die Befehlssatz der Prozessoren zur Nebensache würden. Als Antwort auf einen Artikel von Richard Stallman kritisiert Gosling dagegen die GPL (GNU General Public License), die die kommerziellen Nutzung von Software durch die "virale" Weiterverbreitungsklausel zu stark einschränke. Somit sei sie nicht "frei", ganz im Gegensatz zu Java.
Die Sun Java Source License versuche außerdem, im Konflikt der Interessen von Java-Systementwicklern einerseits und Java-Anwendungsentwicklern zu vermitteln, indem sie die Systementwickler zur Einhaltung von Standards zwinge. Das GNOME-Projekt beispielsweise lasse den Entwicklern der APIs dagegen zu viele Freiheiten, die das Vertrauen der Anwendungsentwickler untergrüben. Abgesehen davon erlaube Sun jedem die freie Implementierung der Java-Spezifikationen inklusive Pantentlizenzen. Gosling bittet in seiner Stellungnahme um etwas Geduld und Vertrauen: Sun habe sich ja bisher immer um einen Ausgleich der verschiedenen Interessen bemüht. (mhe)