Libyen ist wieder online

Offenbar durch Probleme beim Wechsel des Hosters für die libysche Länderdomain waren 10.000 ly-Domains in den vergangenen Tagen nicht im Netz erreichbar.

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Von
  • Monika Ermert

Keine einzige der über 10.000 ly-Domains war in den vergangenen Tagen im Netz erreichbar, Libyen komplett aus dem Internet verschwunden. Die Probleme ergaben sich durch einen Wechsel des Hosters für die libysche Länderdomain, sagt Hosni Tayeb, Interims-Administrator der Zone, gegenüber heise online. "Wir sind gerade dabei, alle technischen Fragen des Wechsels zu lösen, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen", teilte Tayeb mit. Man habe wegen besserer "Root-Services" die Hostingfirma gewechselt. "Schon häufiger" und "oft am Freitag" habe es in letzter Zeit Probleme mit den Nameservern gegeben, sagte Hadi Nassr von Libyanspider, einem der wenigen Provider in Tripolis, gegenüber heise online. Seit vergangener Nacht seien die Adressen allerdings erst einmal wieder erreichbar. Über Libyanspider sind nur 45 Adressen registriert.

"Es ist hier in Libyen nicht so bekannt, dass es solche Adressen gibt," sagt Nassr. Die Internet-Nutzung in dem nordafrikanischen Land liegt laut Zahlen der International Telecommuncation Union (ITU) mit zwei Nutzern auf 100 Bewohner noch unter dem Durchschnitt in den arabischen Ländern (2,6). Auch Nassr wirbt mit Blick auf ausländische Kundschaft mit den rund 14.000 englischen Wörtern, die auf .ly enden wie fami.ly, easi.ly, love.ly oder exact.ly. Die überwiegende Mehrzahl der ly-Adressen liegt daher derzeit im Ausland.

Ganz unkritisch wird das Hosting der Registry im fernen Großbritannien von den Providern in Tripolis allerdings nicht gesehen, sagt Nassr. Zwar sei man mit dem Service für Reseller und auch für private Registrierungen im Allgemeinen zufrieden, dennoch "nehmen wir die Frage hier sehr ernst." Aus Tayebs Sicht hat das Hosting im Ausland in erster Linie praktische Gründe: Wie alle ccTLDs sei man an stabiler Konnektivität und dem Service einer großen Firma interessiert. Tayeb betont, dass man im Sinne der libyschen Internet-Community arbeite: Immerhin biete nic.ly kostenlose Domains für die Nutzer im Land an. Inzwischen habe nic.ly im übrigen 50 Prozent private und 50 Prozent öffentliche "Teilhaber".

Mit diesen Hinweisen will Tayeb, der auch in Gremien wie dem Arabischen Internet Names Consortium (AINC) aktiv ist, nicht zuletzt seine Legitimität als Administrator unterstreichen. Denn die ist nicht unumstritten, wie eine Diskussion innerhalb von Centr (Council of European National Top Level Domain Name Registries) zeigt. Tayeb führte in seinem Mitgliedsantrag bei der Dachorganisation aus, dass sein Unternehmen, die Alfoursan International Company (AFICO), die Verwaltung der libyschen Länderdomain im Jahr 2000 von der Schwesterfirma Aleshaeen for Information Technology übernommen habe. Aleshaeen Co war noch von Altvater Jon Postel mit der Verwaltung der Domain bedacht worden. Die IANA, das Anhängsel der privaten Netzverwaltung ICANN, habe aber seinem Redelegationsantrag stattgegeben, schrieb Tayeb an Centr.

Das stellt sich im ccTLD-Statusbericht des kanadischen Rechtsprofessors Michael Geist allerdings anders dar. Geists Informationen zufolge läuft derzeit bereits ein von Libyen angestrengtes Redelegationsverfahren. "Laut ICANN/IANA wurden weder Tayeb noch die Al Foursan International als ccTLD Manager anerkannt", schrieb Geist im März 2003. Tayeb sei von der ICANN lediglich als Interims-Administrator anerkannt worden. Ob die Umstellungsprobleme in dieser Woche mit diesem unklaren Status zu tun haben, kann vorerst nur IANA/ICANN selbst klären. Die britische Lydomains.com weist jedenfalls in einer Email, die The Register veröffentlicht hat, die Schuld der IANA zu. (Monika Ermert) / (anw)