Arbeiten an Microsofts Office-Dateiformat

Gleichzeitig mit der Fertigstellung seiner kommenden Bürosuite Office 2010 mitsamt neuen Features auch fürs Dateiformat arbeitet Microsoft intensiv am letzten Schliff des Format-Standards ISO 29500 für das zugrunde liegenden Office Open XML.

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Von
  • Hans-Peter Schüler

Microsoft hat sich zur Kritik an seiner Rolle bei der Umsetzung des ISO-Standards 29500 für das Dokumentenformat OOXML seiner Bürosuite MS Office geäußert. Einerseits gibt es regelmäßig Vorwürfe, der Konzern setze die Anforderungen an die Pflege des offenen Standards nicht um und steuere auf dessen Scheitern zu, andererseits wird das im Juni zu erwartende MS Office 2010 das Dateiformat sogar mit zusätzlichen Features erweitern. Bedenken hinsichtlich der vielfach beschworene Interoperabilität zwischen MS Office und den konkurrierenden quelloffenen Anwendungen will der Konzern jetzt mit zwei Argumenten entkräften.

So haben die Designer für DOCX, XSLX und andere jeweils zwei Möglichkeiten der Standard-Einhaltung vorgesehen: "strict" und "transitional". Während letztere Stufe zum Beispiel Merkmale aus Fremdformaten oder zusätzliche Features einer neuen Anwendung wie etwa MS Office 2010 berücksichtigen kann, beschreibt die Konformitätsstufe "strict", welche Merkmale eine offiziell ISO-29500-konforme Anwendung auf jeden Fall richtig wiedergeben muss. Mit diesem Ansatz könnte Microsoft vom Prinzip her vermeiden, mit jeder neuen Software-Version gleichzeitig eine neue, noch nicht abgesegnete Version des zugehörigen Dokumentenstandards vorwegzunehmen, wie das derzeit bei OpenOffice der Fall ist. Wie man MS Office 2010 freilich dazu bewegen könnte, sich mit abgespeicherten Features in seinen Dokumenten auf die "verbindlichen" Kernfunktionen zu beschränken, ist derzeit nicht erkennbar.

Zur maßgeblichen "strict"-Konformität legte am Dienstag Nacht Doug Mahugh, Microsofts Teamchef in Sachen Office-Verträglichkeit, in einem länglichen Blog-Eintrag dar, wie weit die zuständige Arbeitsgruppe beim Abarbeiten der vorliegenden Korrekturwünsche am Standard gediehen ist. Demnach liegen den Standard-Pflegern zurzeit 348 sogenannte Defect Reports vor – das sind Mängelberichte, die von einfachen Tippfehlern bis zu inneren Widersprüchen des Standards alle Arten von Fehlern zum Thema haben können. 242 dieser Korrekturanforderungen hat die Arbeitsgruppe laut Mahugh schon abschließend behandelt, und zwar erfolgte die Beschlussfassung im Juni 2009 und im Januar 2010. Für 36 weitere Defect Reports gibt es, wie der Blogeintrag erläutert, einen konkreten Lösungsvorschlag, und 70 sind noch zu diskutieren. Damit Korrekturen tatsächlich als Ergänzungen in den ISO-Standard einfließen können, ist allerdings noch eine weitere Beschlussfassung durch die vertretenen Ländergremien erforderlich. Diese soll im April stattfinden, und dürfte nach Einschätzungen aus der Arbeitsgruppe voraussichtlich bis Mitte 2010 zur offiziellen Herausgabe zweier zusammenfassender Amendments AMD1 und AMD2 zum ISO-Standard 29500 führen. (hps)