iPad + 10 Wochen + 1 Tag ... Steves nächster Schlag gegen Flash?

Vor 10 Wochen (und einem Tag) hat Steve Jobs viel beachtet das iPad angekündigt. Inzwischen ist Apple-Gerät verfügbar, und es scheint sich allem Anschein nach um ein gelungenes Gerät zu handeln.

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Von
  • Kai König

Vor 10 Wochen (und einem Tag) hat Steve Jobs viel beachtet das iPad angekündigt. Inzwischen ist Apple-Gerät verfügbar, und es scheint sich allem Anschein nach um ein gelungenes Gerät zu handeln.

Nach der Ankündigung im Januar war einer der Hauptkritikpunkte, dass das iPad (genau wie das iPhone) keine Flash-Inhalte im Browser unterstützt. Mir ist zwar nicht ganz klar, was der Grund dieser Erwartungshaltung überhaupt war, da Steve ja bereits zu Genüge seinen Unwillen über Flash zum Ausdruck gebracht hat.

Ehrlich gesagt – sogar aus meiner Sicht als Flash-/Flex-Entwickler handelt es sich bei dieser Situation um ein zweischneidiges Schwert. An der Oberfläche hören sich Apples Gründe für die Verweigerungshaltung durchaus nachvollziehbar an: Performance des Flash-Players, Batterielaufzeit, Instabilität des Players usw. Es handelt sich hierbei um Probleme, die dem einen oder anderen "Mac OS X"-Nutzer bekannt vorkommen. Ich habe mehrfach öffentlich gesagt (und stehe immer noch dazu), dass auf meinem MBP der Flash Player 10.0 in Safari 4 die Software ist, die am meisten Probleme und Crashs verursacht. Mit dem Flash Player 10.1 sieht das anders aus – ich kann mich an keinen einzigen Crash erinnern, seit ich halbwegs aktuelle Beta-Builds der Version 10.1 verwende.

Aber zurück zum Kern des Problems: Apple sagt also, der Flash Player sei nicht reif und stabil genug für iPhone und iPad und zieht den Flash Player auf OS X als Beispiel heran. Adobe sagt, sie könnten das ja alles viel besser machen, wenn Apple ihnen denn Zugang zu Informationen, APIs und Hardwarebeschleunigung auf OS X gebe. Interessant auch, dass andere Hersteller von mobilen Endgeräten weniger oder keine Probleme damit haben, Flash auf ihren Devices zuzulassen – ganz so unfähig und "lazy" kann Adobe also doch nicht sein, oder? Aber wem glaubt man hier? Beide Seiten haben halbwegs glaubwürdige Quellen, und die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

Wir springen in die Gegenwart. Super-Steve hat heute iPhone OS 4.0 vorgestellt und natürlich ist jedermann beeindruckt von Multi-Tasking und anderen neuen Features. Was in Apples Präsentation nicht erwähnt wurde, ist eine weitreichende Änderung in den "iPhone Developer Program"-Lizenzbestimmungen:

"3.3.1 – Applications may only use Documented APIs in the manner prescribed by Apple and must not use or call any private APIs. Applications must be originally written in Objective-C, C, C++, or JavaScript as executed by the iPhone OS WebKit engine, and only code written in C, C++, and Objective-C may compile and directly link against the Documented APIs (e.g., Applications that link to Documented APIs through an intermediary translation or compatibility layer or tool are prohibited)."

Mit dieser Änderung hat Apple nun Adobe direkt den Krieg erklärt. Die allgemeine Lesart der neuen Passage ist, dass Apple keine iPhone-Anwendungen mehr zulässt, die nicht mit Plattformen, die ihnen selbst genehm sind, erstellt wurden.

Damit trifft Apple Adobe ziemlich hart, denn Adobe hat ja bereits für Flash CS5 als neues Feature angekündigt, dass Flash CS5 einen Cross-Compiler zu iPhone-Bytecode enthalten wird. Aber auch andere Plattformen wie MonoTouch, Titanium etc. sind laut der Regelung in Zukunft vom AppStore ausgeschlossen. Dieser Zug von Apple kommt für alle Beteiligten (hoffentlich) nicht überraschend und zeigt ganz klar einige Dinge beziehungsweise wirft einige Punkte und Fragen auf:

  • Apple geht es hinsichtlich Flash nicht wirklich nur um Stabilität, Performance und konsistentem Benutzererlebnis auf der iPhone-/iPad-Plattform. In der Realität geht es um nichts anderes als Kontrolle.
  • Adobe erlebt gerade am eigenen Leib, was es heißt, mit proprietärer Technik (der Flash Player ist letztlich eine geschlossene Plattform) gegen eine Wand aus anderen proprietären Techniken zu laufen.
  • Es stellt sich die Frage, ob und wie Apple die Konformität der Anwendungen prüfen wird: Automatisiert, oder muss das Unternehmen eine Vielzahl neuer Mitarbeiter einstellen, die den Approval-Prozess im AppStore überwachen?

Apples AppStore enthält zum jetzigen Zeitpunkt sogar Anwendungen, die mit Flash/Flex oder MonoTouch entwickelt wurden – was wird wohl mit diesen Anwendungen in Zukunft passieren?

Den durchschnittlichen Nutzer eines iPhones oder iPads wird das alles nicht weiter stören. Mich persönlich stört es, weil ich zum einen keine Interesse daran habe, iPhone-Anwendungen in C, C++ oder Objective-C zu entwickeln und zum anderen meine Begeisterung für das iPhone Developer Program nun noch weiter geschrumpft ist.

Die Gefahr, die sich jedoch aus all dem ergibt ist, dass das Flash-iPhone-Scharmützel sich zu einem echten Krieg ausweiten wird – man erinnere sich vorsorglich schon einmal an die Browser-Kriege der 90er-Jahre ... ()