European Media Art Festival erkundet die Transmitter
Auf dem diesjährigen European Media Art Festival der Medien-Avantgarde treten zum Thema "Transmitter" etwa der CCC mit Blinkenlights und der Netzkünstler padeluun zu RFID auf.
Mit den landesüblichen Häppchen, Getränken und Reden wurde am gestrigen Mittwochabend in Osnabrück das European Media Art Festival 2004 eröffnet. Das diesjährige Fest der Medien-Avantgarde steht unter dem Thema "Transmitter".
Als Übertrager feiern die Blinkenlights des Chaos Computer Clubs ihren Einstand in der Kunst-Szene, doch gibt auch der Netzkünstler padeluun vom Bielefelder Foebud einen Einblick in die RFID-Chips, jene unwillkommenen Transmitter, die bald jeden Frischkäse zieren wollen. Padeluun selbst ist kein Unbekannter im Festivalbetrieb: 1985 debütierte er auf dem damals "Internationaler Experimentalfim-Workshop" genannten Festival zusammen mit Rena Tangens in einer Videoinstallation "Satie=Sate", die den Vorteil hatte, dass man in Ruhe zu gepflegten Klavierklängen seine Sate-Stäbchen verzehren konnte. Der weit wildere Christoph Schlingensief lief jedoch mit "Rocky Horror Spessart" damals dem Pärchen den Rang ab. Weitere Künstler, die Osnabrücks wildes Festival über die Jahre hinweg zum Debüt nutzten, sind Helge Schneider und Hans-Christian Schmid, der mit 23 den ersten stimmigen Hackerfilm drehte.
Unter den Experimentalfilmen, die in diesem Jahr gezeigt werden, sind die Brickfilms schwer im Kommen. Mit "Monty Python and the Holy Grail in Lego" und "Die Helden von Bern" werden frĂĽhe Klassiker des Genres gezeigt. Unter den Web-Arbeiten sind Central City und Stop Motion Studies fĂĽr den Festivalpreis nominiert, doch sind auch Arbeiten wie Passagen und City of the 4 Winds sehenswert -- wenn man keine Flash-Allergie hat.
Zum Ritual des Osnabrücker Festivals gehört ein Party-Abend. Im Jahre 1986 präsentierte sich mit "Bisottzag" die angeblich wildeste Punkband Osteuropas. Die Musiker waren jedoch durch den Genuss verschiedenster Wirkstoffe so zugedröhnt, dass sie nicht einmal ihre Instrumente fanden. Im Jahre 2004 geht es manierlicher zu. Unter dem Titel "Willkommen im Club" referieren Vertreter aus Slowenien, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Polen und Litauen über e-Labs und digitale Kultur. Eine Live-Band gibt es trotzdem, sie heißt Ada und ist natürlich eine Hommage an jene Lady Lovelace, mit der das Programmieren begann: Die Mitte sind die Anderen. (Detlef Borchers) / (jk)