KI-Update kompakt: Generative KI, OpenAI, EU-Rechnungshof, Maven Smart System

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Eine aktuelle Studie des Reuters Institute for the Study of Journalism und der Universität Oxford zeigt, dass trotz des Hypes um ChatGPT nur ein Bruchteil der Nutzer die KI-Anwendung regelmäßig nutzt. Während bis zu 35 Prozent ChatGPT gelegentlich nutzen, liegt die tägliche Nutzung zwischen 1 und 7 Prozent. Jüngere Menschen nutzen generative KI-Tools deutlich häufiger.

Etwa ein Viertel der Befragten nutzt KI zur Informationsbeschaffung oder Medienproduktion. Die Mehrheit bevorzugt jedoch Nachrichten von menschlichen Journalisten und wünscht sich eine Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten. Nur 8 Prozent halten KI-Nachrichten für wertvoller.

Insgesamt hat sich in der Öffentlichkeit noch keine klare Meinung zu generativer KI gebildet, was laut der Studienmacher auf die Neuheit der Technologie zurückzuführen ist. Bei vielen Fragen zu KI in verschiedenen Anwendungsbereichen wählten zwischen einem Viertel und der Hälfte der Befragten neutrale Antwortmöglichkeiten.

OpenAI hat Lizenzvereinbarungen mit den US-Medienhäusern Vox Media und The Atlantic abgeschlossen, die es dem Unternehmen erlauben, deren Inhalte für das Training seiner KI-Modelle zu nutzen und in ChatGPT anzuzeigen. Bei Zitaten in ChatGPT werden die Inhalte der Verlage mit einem Quellenlink versehen. OpenAI benötigt die Daten-Deals neben dem KI-Training auch, damit ChatGPT aktuelle Informationen anzeigen kann. Eine Art "SearchGPT" ist angeblich in Entwicklung, um Google mehr Konkurrenz zu machen.

Die Mediendeals von OpenAI kann man kritisch sehen, da sich das KI-Unternehmen frühzeitig Medienkontrolle sichert und potenzielle Gegner für rechtliche Schritte ausschaltet. Zudem geht bei der Aufbereitung von Nachrichteninhalten in ChatGPT der wichtige Kontext verloren, der durch Webdesign und Nutzerführung vermittelt wird. Medienunternehmen verlieren so ihre Identität.

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Mit Codestral hat das französische KI-Unternehmen Mistral ein neues Code-Modell auf den Markt gebracht, das mehr als 80 Programmiersprachen beherrscht und sich durch hohe Code-Performance bei geringerem Rechenaufwand auszeichnen soll.

Trotz einer relativ kompakten Größe von 22 Milliarden Parametern übertrifft Codestral in Benchmarks für Python, SQL und andere Sprachen konkurrierende Modelle mit höheren Hardwareanforderungen, etwa bei der Vervollständigung von Code-Repositories über große Distanzen.

Codestral ist als Open-Weight-Modell lizenziert und kann für Forschung und Tests genutzt werden. Mistral bietet zwei API-Endpunkte: einen für die Integration in IDEs, der acht Wochen kostenlos ist, und einen für Forschung und Anwendungsentwicklung, der pro Token abgerechnet wird. Erste Rückmeldungen von Entwicklern und Forschern bescheinigen Codestral eine gute Performance im Verhältnis zu Größe.

Der EU-Rechnungshof kritisiert, dass die Europäische Union bisher wenig erfolgreich darin war, ein wettbewerbsfähiges KI-Ökosystem in Europa zu entwickeln. Trotz einiger Schritte seit 2018 in Bereichen wie Regulierung, Infrastruktur, Forschung und Investitionen habe die EU es versäumt, die KI-Investitionen ausreichend zu beschleunigen, um mit den weltweit führenden Unternehmen mitzuhalten.

Die USA seien seit langem führend in KI-Bereichen wie Robotik, Big Data, Cloud Computing und High-Performance Computing, während China plane, bis 2030 der globale KI-Führer zu werden. In der EU unterscheide sich der Anteil der KI-nutzenden Unternehmen erheblich zwischen den Mitgliedstaaten. Die Risikokapitalinvestitionen seien seit 2015 niedriger als in den USA und China.

Laut Rechnungshof seien die KI-Investitionsziele der EU zu vage und veraltet und hätten sich seit 2018 nicht geändert. Die Koordination der EU-Kommission mit den Mitgliedstaaten habe bisher nur begrenzte Auswirkungen gehabt. Es fehle an Governance-Tools und einem geeigneten System zur Überwachung der KI-Investitionen. Um die KI-Ambitionen zu erreichen, seien künftig mehr und gezieltere öffentliche und private Investitionen nötig.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Die umstrittene Datenanalysefirma Palantir hat von der US-Armee einen weiteren Vertrag erhalten, um deren Kriegsführung zu optimieren. Fast eine halbe Milliarde US-Dollar soll in das KI-Tool Maven Smart System investiert werden, das Teil der sogenannten Kill Cloud der USA ist.

Das System nutzt Algorithmen und Maschinenlernen, um feindliche Systeme zu scannen und zu identifizieren. Ziel ist es, Plattformen, Sensoren und Datenströme des US-Militärs besser zu verbinden und Kommandeure mit KI zu unterstützen. Zudem hat Palantir einen Auftrag für das Titan-Programm erhalten, das die Fähigkeiten zum Einschätzen und Kontrollieren des Schlachtfelds verbessern soll.

In Deutschland ist mit Hessendata bereits eine Abwandlung der umstrittenen Überwachungssoftware Gotham bei der hessischen Polizei im Einsatz. Weitere Bundesländer diskutieren über den Einsatz. Auch in England hat Palantir Aufträge im Gesundheitswesen, bei Geheimdiensten und kritischen Infrastrukturen. Der als undurchsichtig geltende Palantir-Chef Alex Karp freut sich über Rekordgewinne.

Microsoft bietet seinen KI-Assistenten namens Copilot ab sofort auch für den Telegram-Messenger an. Der Chatbot kann innerhalb der App Fragen beantworten, Hinweise geben und Witze erzählen. Er befindet sich noch im Beta-Status, ist kostenlos nutzbar, aber auf 30 Anfragen pro Tag limitiert. Der Bot versteht und spricht Deutsch.

Damit folgt Microsoft dem Beispiel anderer Großunternehmen, die ihre KI-Assistenten in Messaging-Dienste integrieren. Der Copilot für Telegram fragt nach der verknüpften Telefonnummer, was seltsam erscheint, da sich Telegram als sichere WhatsApp-Alternative mit mehr Privatsphäre sieht.

Eine erste Testfrage von uns nach dem letzten UEFA Europa League Finale beantwortet der Chatbot gleich falsch: Rom und Sevilla trafen sich im Vorjahr.

Microsoft warnt selbst, dass der Copilot Informationen manchmal falsch darstellt und Antworten geben kann, die überzeugend klingen, aber unvollständig, ungenau oder unangemessen sind. Nutzer sollten ihr eigenes Urteilsvermögen einsetzen und Fakten überprüfen, bevor sie auf Basis der Antworten Entscheidungen treffen.

Um die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben, hat die Goethe-Universität in Frankfurt das "Institut für Digitale Medizin und Klinische Datenwissenschaften" gegründet. Ziel ist es, die Gesundheitsversorgung durch den Einsatz moderner Technologien effizienter zu gestalten. Das Institut erhält von der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung über fünf Jahre Fördermittel von 1,2 Millionen Euro.

Ein ähnliches Projekt gibt es in Niedersachsen: Dort entsteht das Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und kausale Methoden in der Medizin (CAIMed). Auch hier arbeiten Informatiker und Mediziner zusammen, um KI-Methoden für die personalisierte Medizin zu entwickeln, etwa für die medizinische Entscheidungsunterstützung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Verknüpfung von Forschungs- und Versorgungsdaten sowie dem Einsatz von KI und kausalen Methoden.

(igr)