Studie: Softwarefirmen entwickeln vorrangig nach eigenem Quälitätsmodell

Qualitätsstandards in der Softwareentwicklung wie ISO 9126 oder ISO 25.000 kommen einer Studie zufolge nur bei weniger als 30 Prozent der Firmen zum Einsatz. Vielmehr setzen Unternehmen auf eigene Qualitätsmodelle.

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Von
  • Alexander Neumann

Eine jetzt vorgestellte Studie des Forschungsprojekts Quamoco kommt zu dem Ergebnis, dass Entwickler in ihrem Softwareentwicklungsprozess kaum die existierenden Standards heranziehen, sondern sich vielmehr eigene Qualitätsmodelle schaffen würden. Das ist dem Projekt zufolge allerdings aufwendig und ziehe viele Nachteile nach sich. Ziel der Quamaco-Initiative ist ein Qualitätsmodell, das sich idealerweise als anerkannter Standard etablieren soll.

Mit der Befragung wollten die an Quamoco Beteiligten, darunter die TU München, SAP, Siemens,
Capgemini sd&m, Fraunhofer IESE und itestra, die Praxistauglichkeit vorhandener Qualitätsmodell prüfen und Verbesserungspotenzial aufzeigen. Dafür wurden in Interviews und per Online-Befragung 125 Software-Qualitätsmanager und -anwender aus dem deutschsprachigen Raum um eine Einschätzung unterschiedlicher Qualitätskriterien gebeten. 70 Prozent verwenden laut Studie ein unternehmenseigenes Qualitätsmodell für die Softwareentwicklung. Den für Qualitätsmodelle zuständigen ISO-Standard 9126 nutzen weniger als 30 Prozent. Sein Nachfolger ISO 25.000 wird anscheinend kaum eingesetzt, was daran liegen mag, dass er sich noch in der Aufbauphase befindet.

Die Befragten sind mit ihren Modellen weitgehend zufrieden, sehen aber viel Spielraum für Überarbeitungen. 87 Prozent nehmen denn auch Anpassungen am eingesetzten Qualitätsmodell vor, was aber in üblichen Qualitätsmodellen kaum unterstützt wird. Als problematisch stellt sich der Erhebung zufolge heraus, dass die Qualitätsanforderungen sehr von der Domäne abhängen. Informatik-Professor Manfred Broy von der TU München, der dem Quamoco-Projekt vorsteht, verdeutlicht das: "Ein Entwickler für hoch-sicherheitskritische Steuerungssysteme stellt andere Anforderungen an die Qualität als einer für Entertainment-Systeme."

Nach Broy genügen die aktuellen Normen nicht, weshalb Unternehmen stärker ihren eigenen Modellen vertrauen. "Die bestehenden Standards sind zu starr, sie lassen sich zu wenig auf die individuellen Notwendigkeiten anwenden“, so der Leiter von Quamoco. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Projekt will deshalb ein Qualitätsmodell entwickeln, das leicht anwendbar und anpassbar sein soll. Ein hoher Detaillierungsgrad und eine domänenspezifische Anpassung sollen für eine breite Verwendung sorgen. Zurzeit wird ein erstes Qualitätsmodell von den das Projekt fördernden Industriepartnern auf die Tauglichkeit in unterschiedlichen Domänen erprobt. Der Projektabschluss ist für 2012 anberaumt. (ane)