WePad: Offene iPad-Alternative "ohne Preisdiktat und Zensur" [Update]

Die Firmen Neofonie und 4tiitoo haben das WePad als offene Distributionsplattform für Online-Inhalte und Utensil zum Couch-Surfen vorgestellt. Es soll mehr können als Apples neues Produkt, aber kein "iPad-Killer" sein.

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Die in Gründung befindliche WePad GmbH hat am heutigen Montag in Berlin unter großem Blitzlichtgewitter einen lauffähigen Prototypen seines Tablet-Computers WePad vorgestellt. Es soll nach Angaben der hinter dem Tablet stehenden Firmen, der Berliner Neofonie GmbH und der Münchner 4tiitoo AG, als offene Distributionsplattform für Online-Inhalte und Utensil zum Couch-Surfen dienen. "Wir sehen uns nicht als iPad-Killer", betonte Helmut Hoffer von Ankershoffen, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens. Vielmehr habe man eine "Alternative" zu dem vor kurzem in den USA in den Handel gebrachten Apple-Rechner "für bestimmte Zielgruppen" geschaffen. Das iPad sei "etwas schöner" als die Konkurrenz aus Deutschland, "aber auch unflexibler".

Das "We" im Namen soll laut Hoffer von Ankershoffen die Offenheit des rund 850 Gramm schweren Geräts betonen. Es gebe "keine Barrieren", dafür "faire" und "verlagsfreundliche" Bedingungen: "Es ist eine Distributionsplattform ohne Preisdiktat und ohne Zensur." Als erste Medienpartner stellte der Entwickler erwartungsgemäß den Hamburger Verlag Gruner + Jahr vor, der seine E-Magazine künftig neben dem iPad auch auf anderen Endgeräte wie dem WePad präsentieren will. Der "Stern" werde als Magazin den Anfang machen und auf den Tablets etwas weniger kosten als gedruckt, erläuterte ein Vertreter des Magazins. Daneben ist die Schweizer Verlagsgruppe Ringier mit ihrer "Illustrierten" und "Cicero" am Start. Über die Inhalte generierte E-Commerce-Umsätze sollen gemäß von Ankershoffen einer der Umsatzbringer beim WePad neben dem Geräteverkauf bilden. Einen Teil der Erlöse bekämen die Verlage ab, wobei die Aufteilung für diese "günstiger" sei als bei Apple.

Preislich liegt das WePad etwas unter den für Europa zu erwartenden Preisen des iPad. Das Basismodell mit 16 Gigabyte Flash-Speicher und WLAN soll für 449 Euro im Handel zu beziehen sein. Die Variante mit UMTS, GPS und einem Chip für Full HD Video und 32 GByte Speicher wird für 569 Euro zu haben sein. Die Preise gelten für nicht subventionierte Geräte. Denkbar sind in Zukunft auch von Medienpartnern etwa in Verbindung mit einem Abonnement angebotene WePads zu subventionierten Preisen. Die WePads haben zwei USB-Schnittstellen und ein SDHC-Kartenleser für Erweiterungen. Auch eine Webcam für Videotelefonie ist an Bord. Besonders stolz sind die Macher auf der Softwareseite auf die Unterstützung von "Multimedia" und "Multitasking". Adobe stehe mit Flash, das direkt im Browser laufe, und der Entwicklungsumgebung AIR hinter dem WePad, erläuterte Hoffer von Ankershoffen. "Linux als Betriebssystem untendrunter" sorge dafür, dass der Nutzer parallel etwa surfen, Musik hören oder sich Fotos anschauen könne.

Vorstellung des WePad in Berlin (6 Bilder)

WePad-Präsentation

Das Interesse an dem von Geschäftsführer Helmut Hoffer von Ankershoffen vorgestellten WePad ist groß. (Bild: Stefan Krempl)

Vorinstalliert ist nach Angaben von Tore Meyer von 4tiitoo auf dem ohne Fremdkapital in drei Jahren entworfenen Gerät ein "gesamtes Applikationspaket", darunter eine komplette OpenOffice-Suite. Darüber hinaus sei auf der Linux-Plattform eine spezielle Ausführungsumgebung für Applikationen für Googles Mobilsystem Android und dessen Online-Marktplatz implementiert. Es gebe aber auch einen Expertenmodus, in dem erfahrene Nutzer oder Entwickler ohne Einschränkungen direkt auf das System zugreifen könnten.

Für die breite Masse der Verbraucher soll das Tablet vom Sommer an zur Verfügung stehen. "Wir haben bereits über 20.000 Vorbestellungen", freute sich von Ankershoffen über den Anklang in der Internetgemeinde. Auch im Unternehmensbereich sei das Interesse groß, wo der mobile Rechner vor allem für den Außendienst gefragt sei. Offiziell wolle man vom 27. April von allen Interessenten Vorbestellungen annehmen und diese langsam abarbeiten. Im Juni sei ein Verkaufsstart "mit kleinen Chargen" geplant, im August "mit beliebigen Stückzahlen". Die Fertigung erfolge in Asien. Beim Support arbeitet WePad mit einem "großen Partner" zusammen, sagte Hoffer von Ankershoffen, hielt sich an diesen Punkt ansonsten aber bedeckt. Für den später geplanten internationalen Vertrieb habe man eine Kooperation mit dem Systemhaus Siemens IT Solutions abgeschlossen.

[Update 13. April: Inzwischen musste das Unternehmen einräumen, dass bei der Präsentation am Montagabend nicht ein lauffähiger Prototyp gezeigt wurde. Präsentiert worden sei das gerade vom Kölner Zoll freigegebene und erst wenige Minuten vor der Veranstaltung eingetroffene aktuelle Modell, erklärte Hoffer von Ankershoffen gegenüber heise online. Darauf lief ein Endlosvideo auf Windows 7, bestätigte der Geschäftsführer. heise online hatte im Anschluss an die Veranstaltung dennoch kurz Gelegenheit, die WePad-Software auf einem älteren Vorserienmodell in Augenschein zu nehmen und zu bedienen.

Die Präsentation am Montagabend in Berlin warf dennoch mehr Fragen auf als der Hersteller beantwortet hat. Nur wenige Stunden nach der Veranstaltung kursierten in den einschlägigen Blogs bereits die ersten Bilder, auf denen eine verräterische Windows-Fehlermeldung auf dem WePad zu sehen war. Es wurden erhebliche Zweifel am WePad und dem tatsächlichen Entwicklungsstand laut. Diese Zweifel seien unbegründet, sagt Hoffer von Ankershoffen. Man habe sich nach den durch den Zoll verursachten Problemen entschlossen, der Presse nur das neue Gerät mit einem Video zu zeigen. Es sei angesichts der vielen Medienvertreter nicht sinnvoll erschienen, alle auch den einen älteren, funktionierenden Prototypen ausprobieren zu lassen.] (acb)