Klagen der Musikindustrie schüchtern Tauschbörsen-Nutzer ein

Zwar ist seit Dezember 2003 die Zahl der US-Amerikaner, die sich Musik im Internet besorgen, angestiegen. Doch erreicht die Anzahl nicht das Niveau vor der Ankündigung der Klagen der Musikindustrie.

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Die Klagewelle der US-amerikanischen Musikindustrie hat sich auf das Download-Verhalten derjenigen privaten Netznutzer ausgewirkt, die sich Musikstücke aus dem Internet besorgen oder selbst welche anbieten. Das ist eines der Ergebnisse der Studie The state of music downloading and file-sharing online des Pew Internet & American Life Project und von Comscore Media Metrix. Von 1371 im Februar und März telefonisch befragten US-Amerikanern haben 14 Prozent angegeben, sie hätten sich früher Musik aus dem Internet besorgt, würden dies aber nun nicht mehr tun. Dieser Anteil der Befragten entspricht 17 Millionen US-Bürgern.

Allerdings ist seit der vorigen Erhebung November/Dezember 2003 auch die Zahl der Internetnutzer in den USA, die sich Musikstücke online besorgen, von 18 Millionen auf 23 Millionen angestiegen. Damit sei der Anteil dieser Gruppe unter den Internetnutzern in dem Zeitraum von 14 auf 18 Prozent geklettert. Im Frühjahr 2003 betrug dieser Anteil allerdings noch 29 Prozent. Auch haben 38 Prozent derjenigen, die sich am Musikdownload beteiligen, ihr Verhalten eingeschränkt. Die vorige Erhebung hatte hier noch einen Anteil von 29 Prozent ergeben.

Etwa 6 Millionen derjenigen, die nun Verzicht üben, haben die juristischen Drohungen der Recording Industry Association of America (RIAA) als Grund dafür angegeben. 60 Prozent derjenigen, die noch nie einen Musikdownload gemacht haben, gaben an, dass die Drohungen sie auch künftig davon abhalten würden. Dabei seien Frauen mit Internetzugang noch eher abgeschreckt als Männer. Die RIAA hat in der ersten Klagewelle im September 2003 261 Tauschbörsen-Nutzer verklagt. Doch auch die Ankündigung dieser Klagen im Juli hatte sich laut der Studie bereits auf das Download-Verhalten ausgewirkt.

Da das Thema Musikdownloads in den USA vor diesem Hintergrund derzeit heikel ist, haben die Forscher nicht zwischen autorisierten und unautorisierten Downloads unterschieden -- damit die Befragten antworten können, ohne sich als illegale Musikanbieter zu offenbaren.

Comscore Media Metrix hat zudem ermittelt, dass die Zahl der Nutzer des KaZaa Media Desktop zwischen November 2003 und Februar 2004 um 5 Millionen geschrumpft sei und nun etwa 20 Millionen beträgt. Nach der Klageankündigung im Juni war die Zahl bis August von 35 Millionen auf knapp über 30 Millionen zurückgegangen. Bei den Nutzern anderer Filesharing-Software sieht das Bild uneinheitlicher aus. Zum Beispiel ist bei eMule, iMesh und BitTorrent die Nutzerzahl zuletzt leicht angestiegen. Eric Garland, Chef der US-Firma BigChampagne, hatte auf der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) in Berkeley vor kurzem gesagt, er sehe einen weiteren Anstieg der Popularität von Diensten wie KaZaa, und zwar unter dem Aspekt der Nutzerzahlen als auch auch der Menge der angebotenen Dateien.

Ein Drittel der "Musik-Downloader" nutzen P2P-Netze. 24 Prozent nutzen zum Musiktausch E-Mail oder Instant Messaging. 20 Prozent holen sich ihre Musik von Websites von Musik-Magazinen oder Musikern. 7 Prozent der Internetnutzer haben angeben, dass sie schon einmal Musik von einem Bezahldienst gekauft haben. Diese zählten im März 2004 allein 11 Millionen Nutzer, Musicmatch.com kam auf 5,3 Millionen. Roxio suchten 2,5 Millionen auf, Apples iTunes Music Store 2,3 Millionen und die Seiten von Listen.com 1,4 Millionen. (anw)