Laienrichter im Netz

Auf einer neuen österreichischen Web-Plattform urteilt die Community als Laienrichter über Fälle, die andere Nutzer vorbringen.

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Von
  • Monika Ermert

Auf der österreichischen Web-Plattform Checkmycase, die am Rande der Internet World in München vorgestellt wurde, kann nun jeder Nutzer seinen juristischen Fall vorbringen oder fremde Fälle beurteilen. Der Wiener Zivilrechtler Wolfgang Zankl, Gründer des Think Tank Europäisches Zentrum für E-Commerce und Internetrecht, sieht in Checkmycase eine Konkretisierung des in der österreichischen Verfassung garantierten Grundsatzes: "Das Recht geht vom Volk aus."

Viele hundert Fälle in rund 40 Kategorien von "Arbeit" bis "Wohnen" haben die Laienrichter bereits begutachtet. Zankl sagte, die Bewertungen lägen in vielen Fällen mit zivilrechtlichem Bezug richtig. Genau das sei gemäß der Theorie von der "Weisheit der Vielen" auch zu erwarten gewesen. Diese besage, dass eine Masse von Menschen statistisch gesehen zu ebenso guten oder gar besseren Antworten komme als Experten. Korrekte Antworten mitteln sich aus, so die Theorie, die auch für rechtswissenschaftliche Probleme gültig sei.

Der österreichische Jurist warnte auf der Internet World vor einem zunehmenden Verlust von Informationsfreiheit und Transaktionsfreiheit im Netz. "Internet-Verbannungen" und Internetsperren, die einen Einstieg in die Zensur bedeuteten, aber auch die Verteidigung von nationalen Monopolen im Netz wie zum Beispiel das Glücksspielurteil des Europäischen Gerichtshofs vom vergangenen Jahr bedrohten diese Freiheiten. (vbr)