Google unter Beobachtung

Mit dem geplanten Börsengang rücken nicht nur die Geschäftszahlen und die Google-Erfolgsgeschichte, sondern auch Monopolisierungstendenzen, Datenschutzbedenken und Zensurvorwürfe erneut in die Öffentlichkeit.

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Von
  • JĂĽrgen Kuri

Google hat sich innerhalb weniger Jahre und allen Internet-Krisen zum Trotz zur weltweit erfolgreichsten Suchmaschine entwickelt. Vor rund sechs Jahren startete Google als Erfindung zweier Studenten und zog schon bald scheinbar mühelos an den damaligen Platzhirschen wie Lycos und Yahoo und schließlich auch an der einstmaligen Nummer eins Altavista vorbei. Längst gilt der Suchmaschinenmarkt wegen seiner Popularität als besonders lukrativ und werbeträchtig. Heute wird der Börsenwert des von Marktbeobachtern auch schon mal als "Wunderkind" betitelten Unternehmens auf bis zu 25 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Technologie hinter der populären Anlaufstation im Netz entwickelten die Unternehmensgründer Larry Page und Sergey Brin, die sich nun in einem eigenen "Owner's Manual" an die künftigen Google-Anteilseigner wandten, im Jahr 1998 noch in ihrer Studienzeit an der Universität Stanford (Kalifornien). Google durchsucht wie andere Suchmaschinen auch das weltweite Datennetz nach einzelnen Begriffen. Dann sortiert die Maschine die Ergebnisliste danach, wie populär die Seiten sind. Ermittelt Google, dass viele Homepages auf die jeweilige Seite verweisen, kommt sie in der Trefferliste ganz nach oben. Befindet sich das Suchwort auf einer Seite mehrmals oder in vom übrigen Text abgesetzter Schriftart, bringt dies ebenfalls eine höhere Rangordnung ein. Das Patent an dieser PageRank-Technik hält allerdings die Universität Stanford -- Google weist in dem SEC-Filing zum geplanten Börsengang darauf hin, dass die Exklusiv-Lizenz von Google für dieses Patent im Okotber 2003 bis ins Jahr 2011 verlängert wurde.

Unterdessen sind zahlreiche weitere Funktionen hinzugekommen. So kann der Nutzer auch nach aktuellen Nachrichten oder nach Bildern in bestimmten Formaten suchen, auf "Schaufenster-Bummel" in Online-Shops gehen oder seine Recherche auf News-Gruppen reduzieren.

Für die jüngste Erfindung erntete Google jedoch international heftige Kritik vor allem von Datenschützern. Mit Google Mail (GMail, siehe dazu den Testbericht in Ausgabe 10/2004 der c't) will das Unternehmen seinen Kunden einen kostenlose E-Mail-Dienst mit einem Speicherplatz von 1 Gigabyte anbieten. Der Service soll sich jedoch über kontextbezogene Werbung finanzieren. Da die Mail-Bestände der Kunden für die Platzierung der Werbeeinblendungen nach bestimmten Schlüsselbegriffen durchsucht werden müssen, geriet GMail sofort unter Beschuss durch Datenschützer. Nach Meinung deutscher Datenschützer verstößt der Dienst gar gegen geltendes Recht. Auch die momentane Dominanz von Google im Suchmaschinenmarkt löst mittlerweile Befürchtungen über ein mögliches neues Monopol aus, das zudem starken Einfluss auf Inhalte im Internet nehmen könnte: Die "Weiße Zensur" durch Entfernung von Sites aus der Trefferliste macht möglicherweise Inhalte unzugänglich, ohne dass es wie bei klassischen Zensurmaßnahmen überhaupt auffallen würde.

Wie aus dem am Donnerstag vorgelegten Börsenprospekt hervorgeht, machte Google in seinem ersten vollen Geschäftsjahr 1999 sechs Millionen Dollar Verlust bei nur 220.000 Dollar Umsatz. Schon im nächsten Jahr sprangen die Erlöse auf 19 Millionen Dollar hoch, aber auch die Verluste auf 14,7 Millionen Dollar. 2001 machte Google bereits 86,4 Millionen Dollar Umsatz und schrieb schwarze Zahlen von knapp 7 Millionen Dollar. Im vergangenen Jahr steigerte Google den Gewinn um sechs Prozent auf 105,6 Millionen Dollar und den Umsatz um fast das Dreifache auf 961,9 Millionen Dollar. (jk)