Apples iPad: Von Einfuhrbeschränkungen und Satire-Bann

Die Regierung in Tel Aviv fürchtet, das WLAN-Modul des Tablet-Computers könne andere, etwa vom Militär genutzte Frequenzen stören. Gegen das deswegen verhängte Einfuhrverbot regt sich in Israel Widerstand. Apple selbst kam in die Schlagzeilen, weil der App eines Cartoonisten anfangs die Zulassung verweigert wurde - wegen Verhöhnung von Personen des öffentlichen Lebens.

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Die israelische Regierung fürchtet offenbar, aus den USA eingeführte iPads könnten vom Militär genutzte Frequenzen stören. Das sagte der Knesset-Abgeordnete Robert Ilatov der Tageszeitung Haaretz am gestrigen Sonntag. In einem Brief an Kommunikationsminister Moshe Kahlon forderte er die Regierung auf, das Einfuhrverbot für iPads aufzuheben. Die Maßnahme hatte in der vergangenen Woche für internationale Schlagzeilen gesorgt. Das habe dem Image Israels geschadet, meint Ilatov. Das Kommunikationsministerium hatte Anfang vergangener Woche die Einfuhr der Tablet-Computer aus den USA untersagt und den Zoll angewiesen, alle iPads zu beschlagnahmen. Auch Touristen dürfen ihr iPad nicht mit ins Land bringen.

Bisher sollen am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv rund 20 Geräte beschlagnahmt worden sein. Als Grund gab das Ministerium an, das US-Modell des iPads entspreche nicht den europäischen Standards für drahtlose Kommunikation. "Wir haben nichts speziell gegen das iPad und würden es gerne in Israel sehen", sagte ein Sprecher des Ministeriums in der vergangenen Woche gegenüber der Jerusalem Post. Doch sei nach von der US-Regulierungsbehörde FCC eingeholten Informationen davon auszugehen, dass die WLAN-Leistungsdaten nach US-Standard nicht den europäischen Grenzwerten genügten. An der Sendeleistung des im iPad verbauten Broadcom-Chips dürfte das nicht liegen, der kommt kaum über die in der EU zulässigen Grenzwerte.

Ein Vertreter des Ministeriums erklärte gegenüber Haaretz, vor Verhängung des Importverbots keine genauen Daten vom israelischen Importeur des iPads erhalten zu haben. Weiter heißt es, das europäischen Standards entsprechende internationale Modell werde natürlich auch in Israel erhältlich sein. Damit müssen die Israelis noch ein bisschen auf das glänzende Gadget warten: Apple hatten den internationalen Verkaufsstart des iPads zunächst für April angekündigt, dann aber um einen Monat auf Ende Mai verschoben. Israel dürfte allerdings nicht unter den ersten europäischen Ländern sein, die an diesem Tag zum Zuge kommen, schätzt die Jerusalem Post.

Während man sich in Israel wegen der harten Regierungslinie in Sachen iPad Sorgen um das internationale Ansehen des Staates macht, wirft der jüngst in den USA unter anderem an den Karikaturisten Mark Fiore vergebene Pulitzer-Preis ein wenig schmeichelhaftes Licht auf die Hardliner bei Apple. Der Konzern, der für die strikte Regulierung seines App-Stores schon mehrfach kritisiert wurde, hatte eine von Fiore eingereichte iPhone-App mit satirischen Flash-Animationen zu aktuellen Themen ("Newstoons") abgelehnt. Die Anwendung verhöhne Personen des öffentlichen Lebens und verstoße gegen die Lizenzbestimmungen des App-Store, begründete Apple die bereits im Dezember erteilte Abfuhr.

Nachdem der Zeichner und Trickfilmer in der vergangenen Woche mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde und Apples App-Store-Bann in die Schlagzeilen geriet, haben inzwischen auch die Verantwortlichen in Cupertino ihre harte Linie bezüglich politischer Satire überdacht und Fiore eingeladen, seine App erneut einzureichen. Apple-CEO Steve Jobs soll die Ablehnung der Satire-App in einer E-Mail an einen Kunden als "Fehler" bezeichnet haben, der korrigiert werde.Ob dies allerdings auch ohne die Verleihung des Pulitzer-Preises und die damit verbundene öffentliche Aufmerksamkeit geschehen wäre, bezweifelt Fiore. (vbr)