E3: Microsoft lenkt von der Hardware ab

Die Kooperation mit Electronic Arts eröffnet ganz neue Perspektiven.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 245 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Erich Bonnert

Unisono versuchte das Management von Microsofts Spielabteilung die Tatsache zu überspielen, dass Hardware für bessere und realistischere Spiele erst in frühestens einem Jahr fertig sein wird. Das Ankündigungsvakuum füllte der Softwarekonzern mit lautstarken Vorschauen auf Spielknüller.

Dass die nächste Xbox-Version die beste aller Konsolen werden wird, verstünde sich von selbst, predigte Xbox-Chef Robbie Bach zu Beginn der PC-Spielemesse Electronic Entertainment Exposition (E3) in Los Angeles. Doch drei Dinge seien ihm momentan viel wichtiger: neue Spiele, Software und Services sowie Partnerschaften. Im eigenen Spielrepertoire hat sich nicht allzu viel ereignet. Immerhin konnte Games Manager Peter Moore das langerwartete Panzerspiel Halo 2 zeigen sowie das Autorennen Forza Motorsport. Das Spiel mit den rasanten italienischen Flitzern soll in Zusammenarbeit mit Ferrari-Ingenieuren entwickelt worden sein. Nach zirka einjähriger Verspätung steht jetzt ein Erscheinungstermin für Halo 2 fest: Den 9. November 2004 hatte sich Peter Moore, der Chef von Microsofts Spieleabteilung gleich auf den Arm tätowieren lassen.

Doch der größere Coup dürfte ein Pakt mit Spieleriese Electronic Arts sein. Die Kalifornier, bislang einer der schärfsten Widersacher Microsofts, wollen eine ganze Reihe ihrer Kassenerfolge auch für den Spielservice Xbox Live anbieten. Vor allem die EA Sportserie -- von Boxen über NFL Football bis zum Fußballspiel FIFA -- soll bald auf den Microsoft-Konsolen spielbar sein. Dass EA diesen Markt intensiv bewerben will, verdeutlichte das Staraufgebot auf der Bühne: Neben dem derzeit erfolgreichsten US-Fußballer Landon Donovan und Stars aus den Eishockey- und Basketball-Ligen wurde selbst Box-Idol Muhammad Ali bemüht.

Microsoft hatte zudem einige Neuheiten für den Xbox-Live-Dienst in petto. So steht ab sofort eine Voice-Mail-Funktion zur Verfügung, mit der sich Spieler gesprochene Nachrichten hinterlassen können. Ab Herbst soll außerdem eine Chat-Funktion für bis zu 5 Spieler sowie ein Videochat für Konsolen mit angeschlossener Web-Kamera hinzukommen. Microsoft plant außerdem eine eingeschränkte Web-Browser-Funktion und einen Matchmaking-Dienst, mit dem sich Spieler gleicher Spielstärke und mit gleichen Interessen online finden.

Für Microsofts Online-Plattform könnte sich der Waffenstillstand mit EA als wichtiger Schritt erweisen. Hier hat Robbie Bach einen erklärten Gegner von Xbox live zum Verbündeten gemacht. Unter dem früheren EA-Präsidenten John Riccitello wollten die erfolgreichen Spielmacher Microsoft auf keinen Fall die Kontrolle über die Präsentation und den direkten Kontakt zum Spielanwender überlassen. Doch die Zeiten scheinen vorbei zu sein. (Erich Bonnert)/ (tol)