"Gezielter Angriff": Datenleck bei BĂĽndnis Sahra Wagenknecht

Das Bündnis Sahra Wagenknecht warnt vor einem Datenleck. Persönliche Daten der Bezieher eines Partei-Newsletters sollen bei Correctiv gelandet sein.

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Sahra Wagenknecht bei einer Rede

(Bild: penofoto / Shutterstock.com)

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Am Montagabend hat das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in einem Newsletter die Mitglieder vor einem möglichen Datenleck gewarnt. Auslöser waren offenbar auch Anfragen der Correctiv-Redaktion bei Parteimitgliedern. Die Correctiv-Redaktion habe die Partei per E-Mail darüber "in Kenntnis gesetzt, dass Correctiv personenbezogene Daten vorliegen", schrieb die stellvertretende Vorsitzende Amira Mohamed Ali in dem Newsletter an Unterstützer. Betroffen seien die rund 70.000 Abonnenten des Newsletters.

Die Partei gehe davon aus, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die IT-Infrastruktur handelt, und Daten von rund 70.000 Personen betroffen sind, bestätigte ein BSW-Sprecher gegenüber heise online. Zu weiteren Details gibt es noch keine Angaben. "Alle potentiell Betroffenen und die zuständigen Datenschutzbeauftragten wurden bereits informiert, zudem wurde Strafanzeige gestellt." Die Partei fordere Correctiv auf, die "illegal erworbenen Daten nicht weiter dafür zu nutzen, unsere Mitglieder und Unterstützer mit Fragenkatalogen zu behelligen".

Laut BSW wurden Betroffene des Leaks von Correctiv-Mitarbeitern angesprochen. "Leider sieht es aktuell so aus, als sei das Bündnis Sahra Wagenknecht erneut Ziel eines Cyberangriffs geworden", erklärte der Sprecher. "Dies erfuhren wir unter anderem durch Geschädigte aus dem Kreis von BSW, auf deren E-Mail-Adressen und Telefonen dutzende Anfragen des Recherchenetzwerks Correctiv eingingen." Im März hatte der BSW ein Datenleck bestätigt, von dem rund 35.000 Menschen betroffen gewesen sein sollen. Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen besteht, ist unklar.

Es bleibt ebenso unklar, woher die Daten stammen. Correctiv macht dazu keine Angaben. Auf Anfrage von heise online verweist die Redaktion von Correctiv lediglich auf einen bereits veröffentlichten Artikel über die Finanzierung des BSW. In einem anderen, am Dienstag veröffentlichten Artikel bestätigt Correctiv, dass der Redaktion ein Datensatz "vorliegt", der "Mitgliederlisten und Angaben zu Unterstützern und sogenannten Landesbeauftragten" enthalte. Diese Daten hätten "offenbar ungeschützt im Netz" gelegen. Correctiv hat nach eigenen Angaben "am Montag mehr als 150 Personen kontaktiert", die betroffen sind, und gefragt, ob sie von der Partei bereits über das Leck informiert wurden.

Die persönlichen Daten der Bezieher eines Partei-Newsletters dürften dem besonderen Schutz des Artikel 9 der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) unterliegen. Dieser lässt die Verarbeitung personenbezogener Daten, aus denen etwa "politische Meinungen" oder "weltanschauliche Überzeugungen" hervorgehen, nur unter eng gefassten Voraussetzungen zu. Ein Leck oder die unberechtigte Verarbeitung dieser Daten gelten als schwerwiegender Vorfall.

Update

Korrektur: Correctiv hat auf Anfrage von heise online offenbar irrtümlich mit einem Link zu einem eigenen Artikel über Parteispenden des BSW reagiert. Dadurch entstand der Eindruck, das Leak stünde im Zusammenhang mit einer Recherche zu Parteispenden. Dieser Zusammenhang wurde aus unserem Artikel entfernt. Inzwischen hat Correctiv einen Artikel über das Leak veröffentlicht, aus dem Informationen im vorletzten Absatz ergänzt wurden.

(dmk)