Forscher lesen Selbstmordrisiko aus Hirnströmen

Eine neue Studie zeigt, dass sich Suizidabsichten als Nebenwirkung von Antidepressiva bereits kurz nach Therapiestart in einer Veränderung der Gehirnaktivität ankündigen können.

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Seit fünf Jahren tauchen immer mehr medizinische Studien auf, die einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva und Selbstmordgedanken aufzeigen. Das Risiko ist zwar gering, aber dennoch ernst zu nehmen – weshalb die US-Arzneimittelbehörde FDA inzwischen entsprechende Warnhinweise auf der Verpackung vorschreibt. Bislang können Ärzte und Pfleger das Risiko nur erkennen, indem sie ständig ein Auge auf ihre Patienten haben. Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) haben möglicherweise einen Weg gefunden, um die Sache abzukürzen: Sie lesen in den Hirnströmen einer Person, die Medikamente gegen Depressionen nimmt, ob sie suizidgefährdet ist, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Ihr Ansatz ist die so genannte quantitative Elektroenzephalographie (QEEG). Bei der herkömmlichen EEG platzieren Ärzte eine Kappe mit Elektroden auf dem Schädel. Jede einzelne dieser Elektroden misst daraufhin die elektrische Aktivität einer bestimmten Hirnregion, die sich in zum Teil wild gezackten Kurvendiagrammen äußert. Neurologen untersuchen damit Patienten zum Beispiel auf Epilepsie oder Hirnverletzungen. Die UCLA-Forscher beschränken sich aber nicht auf die Kurvendiagramme: Sie füttern die Messdaten in einen Rechner ein, der mit Hilfe eines speziellen Algorithmusses eine Karte der Hirnaktivitäten erstellt.

Damit untersuchen die Wissenschaftler am UCLA-Labor für Hirnforschung, Verhalten und Pharmakologie, wie Patienten auf verschiedene Medikamente gegen Depressionen ansprechen. In den Hirnaktivitätskarten wollen sie zum einen frühzeitige Hinweise finden, ob eine Therapie tatsächlich wirksam ist. Zum anderen geht es ihnen um die berüchtigten Nebenwirkungen der Mittel, die oft lange vor der beabsichtigten Stimmungsaufhellung eintreten. „Nachdem so viel über Selbstmordgedanken durch Antidepressiva zu lesen war, fing ich an, nach Veränderungen in der Hirnaktivität zu suchen, die darauf hindeuten“, erklärt UCLA-Psychologin Aimee Hunter.

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(bsc)